Haushalt: Finanzplanung offenbart Milliardenlücke für 2027 bis 2029
In der Haushaltsplanung von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) klafft für die Jahre 2027 bis 2029 noch eine Haushaltslücke von 144 Milliarden Euro. Dies geht aus der Kabinettsvorlage zur Finanzplanung hervor, die das Bundesfinanzministerium am Montag an die anderen Ressorts verschickt hat und über die das "Handelsblatt" am Dienstag berichtet.
"Mit der Aufstellung zum Bundeshaushalt 2027 gilt es, einen
Handlungsbedarf von rund 22 Milliarden Euro aufzulösen", heißt es
demnach in der Kabinettsvorlage. "In den Jahren 2028 und 2029 beläuft
sich der Handlungsbedarf auf 56 Milliarden sowie 66 Milliarden Euro."
Dass
trotz der Lockerung der Schuldenbremse ein solch hoher Handlungsbedarf
im Bundeshaushalt besteht, hat verschiedene Gründe. So muss die
Bundesregierung ab dem Jahr 2028 jene Schulden zurückzahlen, die sie
während der Coronapandemie aufgenommen hat. Dies sind pro Jahr etwa neun
Milliarden Euro. Außerdem steigen durch die hohe Verschuldung die
Zinskosten. Nach Informationen des "Handelsblatts" erhöhen sich die
Zinskosten von 30,2 Milliarden Euro auf nahezu 60 Milliarden Euro bis
zum Ende der Wahlperiode.
Der dritte Grund für den engen
finanziellen Spielraum im Bundeshaushalt ist die Mechanik der
Schuldenbremse. Da die Bundesregierung davon ausgeht, dass die
Wirtschaft im Jahr 2029 wieder vollausgelastet ist, engt sich dadurch
der Schuldenspielraum ebenfalls ein. Die Schuldenbremse lässt danach zum
Ende der Wahlperiode nur eine Nettokreditaufnahme von 4,9 Milliarden
Euro zu.
Das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz
ermöglicht Klingbeil dennoch höhere Ausgaben. Der haushaltspolitische
Sprecher der Grünen im Bundestag, Sebastian Schäfer, sieht die dafür
nötige Grundgesetzänderung als besonderen Erfolg seiner Partei. "Wir
haben das Land vor Parteiinteressen gestellt und den Weg freigemacht,
damit die Koalition jetzt investieren kann", sagte der
Oppositionspolitiker den Sendern RTL und ntv in der Sendung "Frühstart"
am Dienstag. Nun könne die Bundesregierung in Zukunft und Sicherheit
investieren. "Die schlechte Nachricht ist allerdings: Sie macht es nicht
an jeder Stelle", so Schäfer.
Er kritisierte am Bundeskanzler,
dass dieser diese enorme Neuverschuldung im Wahlkampf immer abgestritten
hat. "Friedrich Merz hat so getan, als könne man mit kleinen Reformen
beim Bürgergeld und beim Bürokratieabbau alle Notwendigkeiten
finanzieren. Unmittelbar nach der Wahl ist er zu einem anderen Schluss
gekommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur