Grüne werfen Klingbeil Wortbruch und Haushaltstrickserei vor
Die Grünen haben ihre Kritik an den Haushaltsplänen von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) noch einmal deutlich verschärft und ihm sowie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Wortbruch vorgeworfen. "Erst große Ankündigungen machen und dann beim Klima- und Transformationsfonds kürzen - das ist nichts anderes als Haushaltstrickserei", sagte der Parteivorsitzende Felix Banaszak der "Süddeutschen Zeitung". "Wer jetzt Zukunftsinvestitionen streicht, sägt am eigenen wirtschaftlichen Fundament."
Banaszak verwies darauf, dass die Grünen der Einrichtung eines
kreditfinanzierten Sonderbudgets zur Modernisierung der Infrastruktur
und zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen im Umfang von 500
Milliarden Euro nur unter der Bedingung zugestimmt hätten, dass die
schwarz-rote Koalition das Geld auch tatsächlich zusätzlich zum
regulären Bundeshaushalt in den Standort Deutschland investiere. Daran
gibt es aus Sicht der zweitgrößten Oppositionspartei nun erhebliche
Zweifel.
Seit das Finanzministerium am Montag erste Eckpunkte für
die Aufstellung der Haushalte 2025 und 2026 bekanntgegeben hat, hegen
die Grünen den Verdacht, dass Klingbeil Gelder aus dem sogenannten
Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz zweckentfremden und statt
für zusätzliche Investitionen für die Haushaltssanierung nutzen will.
Ein solcher "Verschiebebahnhof" widerspreche aus ihrer Sicht der
Vereinbarung, mit der Union, SPD und Grüne unmittelbar vor Ablauf der
vergangenen Wahlperiode die notwendige Grundgesetzänderung zur
Einrichtung des Sondertopfes auf den Weg gebracht hatten.
Banaszak
sagte der SZ, ohne Investitionen in Klimaschutz, Infrastruktur und
Bildung werde Deutschland nicht wettbewerbsfähig bleiben. "Wir Grüne
haben durchgesetzt, dass es zusätzliches Geld für genau diese
Zukunftsaufgaben gibt - und das war richtig. Gerade jetzt braucht es
Verlässlichkeit und Investitionsmut, keinen Kassensturz auf Kosten der
nächsten Generation", so der Grünen-Co-Vorsitzende. "Deshalb mein klarer
Appell an Kanzler Merz und Finanzminister Klingbeil: Streichen Sie
nicht bei der Zukunft." Laut Absprache sollen von den 500 Milliarden
Euro 400 Milliarden in die Sanierung und die Erweiterung der
Infrastruktur und 100 Milliarden in den klimagerechten Umbau des Landes
investiert werden.
Das Finanzministerium hält die Kritik
Banaszaks für unbegründet. Eine Sprecherin verwies darauf, dass zwischen
2025 und 2034 wie verabredet zehn Milliarden Euro pro Jahr aus dem
Sondervermögen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes
fließen sollten. Dieses Geld stehe dann für Klimaschutzmaßnahmen zur
Verfügung. Zwar räumt man in Klingbeils Haus ein, dass parallel auch
einige Ausgabenprogramme aus dem Bundeshaushalt in den KTF verschoben
werden sollen, damit deren dauerhafte Finanzierung gesichert sei. Die
Kosten machten aber nur einen Bruchteil jener zehn Milliarden Euro aus,
die der KTF an zusätzlichen Einnahmen verbuche.
Quelle: dts Nachrichtenagentur