Ifo-Präsident: Steigende Zinslast erfordert mehr Reformen

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk
Angesichts der zu erwartenden höheren Zinsbelastung hält Ifo-Präsident Clemens Fuest Reformen bei den Staatsausgaben für dringend geboten. Das teilte das Ifo-Institut am Montag mit.
Seiner Schätzung zufolge könnten bei unveränderten Bedingungen rund 13
Prozent des deutschen Haushalts bis 2040 in Zinszahlungen fließen. "Klar
ist, dass bei höherer Zinslast weniger Geld für andere Aufgaben
übrigbleibt, was den Reformdruck erhöht", so Fuest.
Der
Schwerpunkt der Reformen muss nach Ansicht des Ökonomen auf der
Ausgabenseite liegen. Es gelte, Bundesausgaben kritisch zu prüfen und
deren Wachstum zu bremsen, vor allem bei Sozialausgaben und der Kranken-
und Pflegeversicherung. Ein Weg könnte auch sein, das
Renteneintrittsalter schrittweise anzuheben und den sogenannten
Nachhaltigkeitsfaktor wieder einzuführen, der Rentensteigerungen bei
weniger Beitragszahlern automatisch dämpft.
Steuererhöhungen hält
Fuest für keine gute Option: "Das würde dem Ziel zuwiderlaufen, das
Wirtschaftswachstum zu stärken. Hinzu kommt, dass die deutsche
Staatsquote von 46 Prozent im Jahr 2019 auf mittlerweile knapp 50
Prozent gestiegen ist. Das spricht dafür, die bei der Konsolidierung
einen Schwerpunkt auf der Ausgabenseite zu legen."
Heute gibt der
Bund rund sechs Prozent seines Haushalts für Zinsen aus. Würden die
Zinsen bei rund 2,5 Prozent liegen und würden die Staatsausgaben (ohne
Zinsen) ab 2030 im gleichen Maße steigen wie das Bruttoinlandsprodukt
(Annahme: drei Prozent pro Jahr), dann müssten 2040 13 Prozent des
Bundeshaushalts für Zinsen aufgewendet werden. Wäre diese Quote jetzt
schon erreicht, würde allein dies im Haushalt 2025 eine Lücke von 35
Milliarden Euro erzeugen.
Das errechnete Szenario geht allerdings
davon aus, dass bis 2040 keine größeren Krisen auftreten, die die
Staatsverschuldung sprunghaft erhöhen. Angesichts der Alterung der
Gesellschaft und der damit verbundenen Mehrausgaben für Rente,
Gesundheit und Pflege sei auch die Annahme optimistisch, dass die
Ausgaben (ohne Zinsen) ab 2030 nicht schneller wachsen als die
Wirtschaftsleistung, so das Institut.
Quelle: dts Nachrichtenagentur