Weimer sieht Antisemitismus "wie in Dreißigerjahren"
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer fühlt sich angesichts des grassierenden Judenhasses an Zustände der 1930er-Jahre erinnert. Das sagte er der "Bild". Damit vergleicht er den gegenwärtigen Antisemitismus mit den Verhältnissen der dunkelsten deutschen Epoche.
Anders als damals sieht Weimer jedoch den Antisemitismus aus mehreren
Richtungen kommen: von rechter sowie linker Seite, aber auch von
Islamisten. Besonders schlimm findet Weimer das Judenhass-Problem in der
Kulturszene.
Im Podcast von "Bild"-Vize Paul Ronzheimer sagte
Weimer, dass man es mit einer Situation zu tun habe, dass Juden in
Deutschland - insbesondere auch die, die irgendwie öffentlich sichtbar
sind und das ist im Kulturbetrieb - Angst haben, so Weimer. Die Angst
sei "eine ganz unmittelbare Reaktion auf ein vollkommen verändertes
Klima, auf eine latente Aggressivität" gegenüber Juden.
Weimer
spricht von DJs jüdischen Glaubens, die keine Aufträge kriegen. "Warum?
Weil du Jude bist. Das ist blanker Antisemitismus und das erleben die
permanent." Dies betreffe viele Juden in der Kulturszene: "Ob du
Geigerin bist, Sängerin bist, DJ (...) - die kriegen keine Aufträge
mehr. Die werden nicht mehr auf Bühnen gelassen."
Der
Kulturstaatsminister sagte: "Und das ist dann schon ein bisschen wie in
den Dreißigerjahren: Juden dürfen hier nicht auftreten, Juden dürfen
hier nicht rein." Dies sei "Normalität in Europa geworden". Unter dem
Vorwand der Israel-Kritik kämen "alle möglichen alten Fratzen des
Antisemitismus" hervor, so Weimer. "Die kamen aus den rechten Ecken, die
kamen aus den linken Ecken, die kommen aus islamistischen Ecken. Und
ich bin echt erschrocken, wie schnell unter der Maskerade des 'Ja, man
wird Israel noch kritisieren dürfen' sich ein blanker Judenhass
bahnbricht."
Im Umgang mit dem Nahost-Konflikt beklagte Weimer
eine Doppelmoral. Wird Israel angegriffen werde, reagierten viele
Menschen mit einem "steinernen Herzen". Greife dann Israel an, beginne
die Empörung.
Quelle: dts Nachrichtenagentur