Verfassungsschutz will sich als Abwehrdienst neu aufstellen
Angesichts wachsender Bedrohungen für Deutschlands Sicherheit will sich das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) neu aufstellen. "Unsere Rolle als Abwehrdienst gewinnt zunehmend an Bedeutung - wie in anderen westlichen Ländern auch", sagte BfV-Vizepräsident Sinan Selen der "Welt am Sonntag".
Die Verteidigung gegen Übergriffe fremder Mächte stehe an vorderster
Stelle, gefolgt von Terrorabwehr und der Abweisung von gewaltbereitem
Extremismus. Im Fokus des Verfassungsschutzes liegen russische
Aktivitäten. "Putin sieht Deutschland als eine zentrale Zielfläche in
Europa", sagte Selen der Zeitung.
"Auf unser Land richtet sich
ein breites Spektrum russischer Aktionen: Neben Low-Level-Agenten sind
das vermehrt Cyberangriffe, Desinformation und handfeste Sabotage. Das
alles dient dazu, Angst, Unsicherheit und Zweifel an der Demokratie zu
schüren, die Putin als schwach und dekadent hinstellt. Wir beobachten
dabei eine Enthemmung. Es werden Verletzte oder sogar Tote bewusst in
Kauf genommen."
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen
die Ukraine waren europaweit mehr als 750 Diplomaten ausgewiesen worden,
die von russischen Botschaften aus Agenten angeleitet haben sollen.
"Deshalb hat Moskau seine Strategie geändert und die Spionage aus seinen
Botschaften heraus zurückgefahren. Dafür wurde der geheimdienstliche
Werkzeugkasten angepasst. Dazu gehört auch, Migranten nach Deutschland
zu schleusen oder politische Entscheidungen zu beeinflussen", erklärte
Selen in der "Welt am Sonntag".
Um angemessen auf die hybriden
Aktivitäten Russlands reagieren zu können, hätten die
Verfassungsschützer mit einem Aktionsplan zur Spionageabwehr die
Schwerpunkte neu gesetzt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur