Union droht mit Veto gegen neues Wehrpflichtgesetz
Zwischen Union und SPD eskaliert der Streit über das Wehrdienstgesetz von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Unbemerkt von der Öffentlichkeit legte Außenminister Johann Wadephul (CDU) bereits Ende vergangener Woche einen sogenannten Ministervorbehalt ein, wie die "Welt" berichtet.
Dieses Instrument, auch "Leitungsvorbehalt" genannt, dient dazu, die
Gesetzgebung aufzuhalten: Da das Kabinett prinzipiell nur einstimmig
entscheidet, kommen Gesetze, zu denen keine Einigkeit erzielt wird, gar
nicht erst auf die Tagesordnung.
Laut der "Welt" zielt Wadephuls
"Ministervorbehalt" darauf, dass Pistorius' Gesetz nicht praktikabel
sei. In den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen hatte die SPD
durchgesetzt, keine echte Wehrpflicht einzuführen. Stattdessen soll nach
dem sogenannten schwedischen Modell auf Anreize gesetzt werden.
Unionspolitiker dringen jedoch seit Wochen darauf, wenigstens den Erfolg
dieser Anreize zu überprüfen.
Wadephuls "Ministervorbehalt"
fordert nun ultimativ feste Zielvorgaben zum Personalaufwuchs, also
Zahlen dazu, wie viele Soldaten jedes Jahr neu für den Dienst gewonnen
werden konnten. Dahinter soll das Kalkül stecken: So werde schneller
sichtbar, dass die Zahlen nicht ausreichten und man um eine echte
Wehrpflicht nicht herumkomme.
Nachdem es bislang keine Einigung
gab, versucht die Union wohl nun mit der Brechstange, noch auf den
letzten Metern diese Änderungen zu erzwingen. Am Montagabend um 18 Uhr
treffen sich führende Vertreter beider Ministerien im
"Staatssekretärsausschuss" mit Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU), um
doch noch eine Klärung herbeizuführen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur