Richterwahl: Ex-Verfassungsrichter wirft Union Führungsversagen vor
Peter Müller, früherer Ministerpräsident des Saarlandes und von 2011 bis 2023 Richter am Bundesverfassungsgericht, hat das Scheitern der Wahl von neuen Verfassungsrichtern im Bundestag am Freitag scharf kritisiert und es Unions-Fraktionschef Jens Spahn angelastet. "So etwas darf nicht passieren", sagte Müller der "Süddeutschen Zeitung". "Dies ist ein eklatantes Führungsversagen der Union."
Ihm mache es Sorge, "dass die politische Mitte in Deutschland nur noch
begrenzt handlungsfähig ist", so der frühere CDU-Politiker und Richter.
Dass es Vorbehalte gegen Personalvorschläge für Karlsruhe gebe, sei zwar
"nichts Neues", sagte der 69-jährige Müller. "Nur: Bisher wurde das im
Vorfeld geklärt." Man könne doch nicht der SPD zusagen, die Wahl einer
Richterkandidatin mitzutragen, so Müller, "um später festzustellen, dass
die notwendigen Mehrheiten in der eigenen Fraktion dafür nicht
vorhanden sind".
Das Bundesverfassungsgericht brauche
"unterschiedliche Persönlichkeiten", sagte Müller. "Davon lebt es. Und
es zählt in den Beratungen dort das juristische Argument, sonst nichts.
Wer da versucht, Politik zu machen, ist nicht gesprächsfähig. Für mich
dokumentiert dieser Vorgang, dass wir in der politischen Mitte zunehmend
unfähig werden, andere Meinungen auszuhalten."
Das
Bundesverfassungsgericht sei allerdings arbeitsfähig, stellte Peter
Müller klar. "Das Gericht ist weiter handlungsfähig, da die drei
Richter, deren Amtszeit zu Ende ist, so lange bleiben, bis die gewählten
Nachfolger übernehmen können." Nun müsse die politische Mitte
"umsichtig" nach einem neuen Kompromiss suchen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur