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"Panorama 3": Geplanter Mindestlohns wegen mangelnder Kontrolle in der Kritik

Archivmeldung vom 29.04.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de

Es ist das Prestigeprojekt der SPD in der großen Koalition: Ab dem 1. Januar 2015 soll der allgemeine Mindestlohn für rund 40 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland gelten. Nach Recherchen des NDR Magazins "Panorama 3" hat die Bundesregierung aber bislang keine wirksamen Maßnahmen zur Kontrolle dieses Gesetzes geplant. Zuständig für die Kontrollen ist der Zoll, doch wie die Behörde die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns effektiv überwachen soll, ist offenbar noch völlig unklar.

Bis zu 2500 zusätzliche Zollbeamte seien nach Berechnung der Deutschen Zollgewerkschaft (BDZ) erforderlich, um die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns bundesweit zu überwachen, so der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Christian Beisch. Doch ob und in welcher Höhe eine Personalerhöhung beim Zoll und eine Bereitstellung zusätzlicher Sachmittel erfolgen wird, dazu wollte sich das zuständige Bundesfinanzministerium auf Nachfrage gegenüber "Panorama 3" nicht äußern. Das Ministerium räumt zwar ein, dass die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns mit höheren Personal- und Sachkosten verbunden sei, verweist aber darauf, dass Einzelheiten zum Mehrbedarf erst im Bundeshaushalt 2015 festgelegt würden. Auch im vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf zum Mindestlohn fehlt eine Aussage zum Personalbedarf des Zolls.

"Grundsätzliche Bedenken" äußert auch der nationale Normenkontrollrat. Das unabhängige Gremium prüft, ob und inwiefern die Bundesregierung für die Umsetzung von Gesetzesvorhaben finanzielle Folgekosten berücksichtigt. Im Bezug auf die Einführung des Mindestlohns kritisiert der Kontrollrat, dass die zu erwarteten Mehrkosten im Gesetzentwurf nicht ausreichend abgebildet seien.

Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte der Grünen-Fraktion im Bundestag, kritisiert gegenüber "Panorama 3" die Regierung: "Schon heute hat die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Zoll zu wenig Personal, weil ihr in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben übertragen wurden. Jetzt soll die FKS auch noch den gesetzlichen Mindestlohn prüfen - wieder ohne ausreichend Personal. Effektive Kontrollen gibt es aber nicht zum Nulltarif. Damit steht der Mindestlohn nur auf dem Papier und das ist ein Skandal!"

Aus ihrer heute veröffentlichten kleinen Anfrage an die Bundesregierung geht hervor, dass das Zollpersonal auch in der Vergangenheit nur geringfügig aufgestockt wurde. 2009 gab es bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit 6002 zuständige Kontrolleure, 2013 waren es 6481. Dabei erhöhte sich die Zahl der Arbeitnehmer mit Anspruch auf Mindestlohn im gleichen Zeitraum von rund 2,1 Millionen Beschäftigten auf rund 4 Millionen Beschäftigte. Das Bundesfinanzministerium spricht trotz der geringen Zahl an Kontrolleuren von einer derzeit effektiven Überwachung der Mindestlohnregeln durch den Zoll.

Mehr zum Thema "Kontrolle des Mindestlohns" am Dienstag, 29. April, in "Panorama 3", um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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