Linnemanns Vorstoß für weniger Staatsdiener stößt auf Kritik
Mit scharfen Worten hat der Dachverband der Beamten auf den Vorstoß von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann reagiert, das Beamtentum auf nur noch wenige hoheitliche Aufgabenbereiche zu beschränken. Es stehe "für Kontinuität, Verlässlichkeit und politische Neutralität" und müsse als "wichtiger Stabilitätsfaktor dieses Landes" erhalten bleiben, sagte der Bundesvorsitzende des Beamtenbunds, Volker Geyer, dem "Tagesspiegel".
Gerade im Bereich der Bildung sei es "enorm wichtig", dass "Bereiche der
staatlichen Daseinsfürsorge" durch die Beamten streikfrei bleiben und
diese auch "einen Eid auf das Grundgesetz leisten und ihm verpflichtet
sind", so Geyer. Das Beamtentum sei damit "ein Bollwerk gegen
Extremismus". Auch Linnemanns Initiative mit weniger Verbeamtungen in
den Bundesministerien zu beginnen, lehnte Geyer entschieden ab: "Ich
möchte keine Verhältnisse wie in den USA, wo ein Regierungschef alle
öffentlich Bediensteten auf einmal rausschmeißen und den gesamten Staat
umbauen kann".
Kritik an Linnemanns Vorstoß äußerten am Sonntag
auch die Grünen. "Gerade in Zeiten wachsender Unsicherheiten und
Fachkräftemangels braucht es qualifiziertes, engagiertes Personal in
Bereichen wie Bildung, innere Sicherheit und Justiz", sagte Marcel
Emmerich, der innenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion,
der Zeitung.
"Der Beamtenstatus sichert nicht nur die
Funktionsfähigkeit des Staates, sondern garantiert auch Neutralität und
Loyalität." Er mahnte aber zugleich Reformbereitschaft an und forderte
"deutlich mehr Flexibilität und Durchlässigkeit, um Wechsel aus der
freien Wirtschaft zu erleichtern und umgekehrt denjenigen Wege zu
öffnen, die mal etwas anderes als den öffentlichen Dienst sehen wollen".
Generelle
Unterstützung für Linnemanns Initiative kam von den Liberalen. "In der
allgemeinen Verwaltung weniger zu verbeamten ist nicht falsch, aber der
Vorschlag soll überdecken, was tatsächlich derzeit passiert", sagte
FDP-Chef Christian Dürr dem "Tagesspiegel" auf Anfrage: "Die neue
Bundesregierung baut ihren Verwaltungsapparat massiv aus." Entgegen der
Koalitionsvertragsvereinbarung, bis 2029 acht Prozent Personal
einzusparen, gebe es immer mehr Stellen in der Bundesverwaltung, zudem
werde der fast 800 Millionen Euro teure Anbau des Kanzleramts weiter
vorangetrieben. "Beides muss sofort gestoppt werden", so Dürr: "Stellen
müssen ab- statt aufgebaut werden und der teure Anbau ans Kanzleramt
gestoppt werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur