Kretschmer hält CDU-interne Kritik an Merz für normalen Diskurs
Sachsens Ministerpräsident und CDU-Vize Michael Kretschmer hat Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz gegen interne Kritik verteidigt. Es sei "in Ordnung, dass es unterschiedliche Meinungen auch in Deutschland und auch in der CDU zu diesem Thema gibt", sagte Kretschmer dem Nachrichtensender "Welt".
Offene Kritik an Merz' Israelkurs, wie etwa vom
CDU-Ministerpräsidentenkollegen Boris Rhein, "bedeutet, dass wir eine
lebendige Partei sind, in der nicht einer die Meinung vorgibt und dann
ist Ruhe. Sondern in der CDU wird diskutiert, wird der Weg gesucht, der
der richtige ist. Werden auch Diskussionen und Diskurs möglich gemacht.
Und es gibt bei diesem Thema sehr unterschiedliche Meinungen. Meine
Meinung ist klar: Wir stehen an der Seite von Israel, aber nicht von
jeder Entscheidung und nicht von jeder Person."
Für ihn bedeute
Staatsräson, "dass wir uns unserer Verantwortung stellen. Dass wir dafür
verantwortlich sind, dass so viele Millionen jüdische Menschen
unschuldig ums Leben gekommen sind. Und dass wir deswegen eine besondere
Verantwortung haben", so Kretschmer.
"Das heißt aber nicht, dass
wir zu allem schweigen und zu allem Ja und Amen sagen. Hier finden
Verbrechen gegen die Menschlichkeit statt. Und da kann Deutschland nicht
schweigen. Und wir sehen ja auch die Diskussionen, die Demonstrationen
in Israel selber. Das ist doch nicht so, dass das dort nicht auch in
diesem Land, was ja die einzige Demokratie im Nahen Osten ist,
unwidersprochen bleibt. Nein, wir müssen hier handeln, wir müssen unsere
Werte verteidigen."
Zu behaupten, es gäbe beim Kanzler Zweifel
an dessen Solidarität mit Israel, sei eine "wirklich bösartige
Unterstellung", so Kretschmer. "Aber wir sehen, wie viele Menschen dort
gerade sterben. Und für uns war immer klar: Alles läuft nach dem Prinzip
der Verhältnismäßigkeit. Ja, Israel kann sich wehren. Ja, Israel kann
auch militärisch aktiv werden. Und das ist auch ein richtiges Ziel, die
Hamas-Strukturen zu zerschlagen. Aber nicht so, wie das derzeit
passiert. Und wir haben einen Wertekompass. Wir sind den Menschenrechten
verpflichtet. Und deswegen ist es richtig, dass wir nach vielen
Ansprachen, nach vielem Reden - und es waren endlose Gespräche von
Friedrich Merz mit Herrn Netanjahu - jetzt auch zu diesen Konsequenzen
kommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur