Rente: Linke und Grüne werfen Reiche Lobbyismus und Untätigkeit vor
Die Grünen und die Linkspartei haben die Forderung eines späteren Renteneintritts durch die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche scharf kritisiert. "Wirtschaftsministerin Reiche beteiligt sich nahtlos an der Kampagne der Arbeitgeberseite gegen den Sozialstaat", sagte Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" und warf der Ministerin Parteinahme für die Unternehmen vor.
"Wenn die Lobbyisten der Konzerne in der Regierung sitzen, dann kommt
dabei einseitige Politik raus." Das sei nicht im Interesse der Mehrheit.
Schwerdtner
fügte hinzu: "Nach 40 Jahren Arbeit sollte jeder eine armutsfeste Rente
erhalten und nicht gezwungen werden, weiter zu arbeiten." Die Arbeit in
Deutschland sei konkurrenzfähig, weil die Produktivität hoch sei und
weiter steige, aber auch "weil sich alle - Konzerne und Bevölkerung -
auf eine funktionierende Infrastruktur und ein soziales Sicherungsnetz
verlassen können", so die Linken-Chefin. "Das aus kurzsichtigem
betriebswirtschaftlichem Denken heraus zu gefährden, ist
unverantwortlich."
Die Grünen im Bundestag warfen der
Wirtschaftsministerin vor, die schon jetzt steigende Lebensarbeitszeit
nicht zu beachten: "Das Renteneintrittsalter steigt bis 2031
schrittweise auf 67 Jahre. Dass Frau Reiche das einfach ignoriert,
zeigt, dass sie sich nicht an der Realität im Land orientiert, sondern
ideologisch Phrasen drischt", sagte Fraktionsvize Andreas Audretsch dem
RND. "Gerade für viele Menschen, die körperlich hart arbeiten, ob in der
Pflege oder als Paketzusteller, ist die Rente mit 67 schon jetzt nur
schwer zu schaffen", so der Grüne.
Audretsch forderte die
Bundesregierung auf, längeres Arbeiten auf freiwilliger Basis und durch
mehr Anreize zu forcieren, etwa durch altersgerechte Arbeitszeitmodelle
und finanzielle Anreize. Zudem müsste Frauen die Ausweitung ihrer
Arbeitszeit ermöglicht werden: "Wenn Frauen so viel arbeiten könnten,
wie sie selber wollen, würde in Deutschland zusätzliche Arbeit im Umfang
von 850.000 Vollzeitäquivalenten geleistet", sagte der Grüne dem RND.
"Dafür müsste man Anreize im Steuerrecht schaffen und die
Kinderbetreuung besser ausbauen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur