Künast wendet sich gegen Rainer-Vorstoß für billigeres Fleisch
Die ehemalige Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat den Vorstoß des designierten Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer (CSU) für Fleischgerichte in Kindergärten und Schulen sowie für billigeres Fleisch kritisiert.
"Natürlich wünsche ich dem neuen Minister schon im Interesse einer guten
Ernährung für alle und guter Bedingungen für die landwirtschaftlichen
Betriebe eine gute Hand bei der Ausübung des Amtes", sagte sie dem
"Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Donnerstagausgabe). "Allerdings habe
ich gerade das Gefühl, mit einer Zeitmaschine Jahrzehnte rückwärts
gereist zu sein. Wir brauchen einen Minister, der die Weichen auf
Zukunftsfähigkeit stellt, Ernährung sichert und auf die Folgekosten
achtet. Stattdessen höre ich bisher nichts als ideologische Äußerungen
über billiges Fleisch und dass der Markt alles regeln würde."
Künast,
die 2013 einen Veggie Day für Kantinen angeregt hatte, fügte hinzu:
"Angesichts der Milliarden auch für die Tierhaltung sowie der
Milliarden-Kosten für ernährungsbedingte Erkrankungen wäre mehr Handeln
statt Plattitüden angemessen."
Das "Kompetenznetzwerk
Nutztierhaltung", häufig auch nach ihrem Vorsitzenden,
Ex-Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU), "Borchert-Kommission"
genannt, hatte sich 2020 in einem Gutachten für eine "Tierwohlabgabe"
von 40 Cent je Kilo Fleisch und Wurst ausgesprochen, sodass damit der
tierfreundliche Umbau und Betrieb von Ställen ausreichend finanziert
werden könne. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 61,1 Kilo
pro Person in Deutschland im Jahr 2018 wären dies jährlich Mehrkosten
in Höhe von 24,44 Euro pro Person. Bauernverbände plädierten später für
einen höheren Betrag, um die Inflation auszugleichen.
Die
Expertenkommission war 2019 von der damaligen Landwirtschaftsministerin
Julia Klöckner (CDU) eingesetzt worden. Dem Gremium gehörten Vertreter
der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, Umweltverbände,
Verbraucherschützer und Wissenschaftler an.
Quelle: dts Nachrichtenagentur