SPD-Politiker kritisieren Dobrindts Grenzkontrollen
Führende SPD-Politiker äußern Kritik am schärferen Grenzregime, das Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) eingeleitet hat. "Die Verstärkung der Grenzkontrollen ist im Koalitionsvertrag verabredet", sagte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) der "Welt am Sonntag".
Die dahinterstehende Überlegung, für mehr Sicherheit an den Grenzen in
Abstimmung mit den europäischen Nachbarn sorgen zu wollen, könne sie
zwar nachvollziehen. "Im Saarland kann man allerdings sehen, dass die
Grenzkontrollen eine Belastung für den wirtschaftlich wichtigen
Grenzverkehr sind."
Als saarländische Ministerpräsidentin trete
sie daher dafür ein, "schnellstmöglich zu besseren Lösungen" zu kommen.
"Denn es ist nicht das schlaueste Konzept, mit tausenden
Bundespolizisten an festen Punkten zu kontrollieren." Rehlinger sprach
sich für "partnerschaftliche Bestreifungen in einem Korridor beiderseits
der Grenze" aus. Auf diese könnten sich Kriminelle und Schleuser nicht
so gut einstellen, außerdem wäre "kein derart hoher Personaleinsatz"
notwendig. "Ein solches Modell könnte im Saarland erprobt werden."
Alexander
Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sagte der Zeitung:
"Temporäre Kontrollen an den Grenzen können sinnvoll und wichtig sein."
Als Ministerpräsident habe er die Einführung unterstützt. Im Ergebnis
seien die Zahlen der Asylanträge deutlich gesunken.
"Als
Ministerpräsident eines Landes im Herzen Europas sage ich aber auch: Wir
leben als Land mit Grenzen zu Frankreich, Belgien und Luxemburg in
einem 'Basin de vie', einem gemeinsamen Lebensraum." Die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Großregion habe eine sehr
große gesellschaftliche, politische und auch wirtschaftliche Bedeutung.
"Wo
immer möglich, werden wir uns als Landesregierung um ungehinderte
Mobilität von Grenzpendlern und um den Warenverkehr sowie um eine enge
Abstimmung mit unseren Nachbarn bemühen." Zugleich sei ihm wichtig, dass
die Bundesregierung eine europäische Flüchtlingspolitik betreibe, die
auf gemeinsamer Solidarität beruhe. "Wir brauchen in Zukunft mehr Europa
und nicht weniger, wenn wir wirtschaftlich im Handelsstreit mit den USA
bestehen wollen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur