Sachverständigenrat fürchtet Überlastung des Gesundheitssystems
Archivmeldung vom 22.05.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Robert Kneschke - fotalia.com / Impfkritik.de
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen warnt in seinem aktuellen Gutachten vor einer finanziellen Überforderung des deutschen Gesundheitssystems durch die stark gestiegenen Ausgaben für innovative Arzneimittel. Demnach hat sich der Preis neu zugelassener patentgeschützter Medikamente in den vergangenen 15 Jahren von durchschnittlich 1.000 auf rund 50.000 Euro erhöht.
Besonders problematisch sei, dass ein wachsender Anteil der Ausgaben auf
wenige, aber extrem teure Medikamente entfalle, wie die Experten bei
der Vorstellung ihres Jahresgutachtens am Donnerstag in Berlin
mitteilten. Diese Entwicklung stelle die solidarisch finanzierte
gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vor große Herausforderungen.
Künftig werde mit weiteren hochpreisigen Therapien, etwa in der
Gentherapie, gerechnet.
Der Rat fordert daher eine tiefgreifende
Reform der Preisbildungsmechanismen. Dazu gehören eine strengere
Koppelung des Preises an den belegten Zusatznutzen eines Medikaments,
einschließlich regelmäßiger Reevaluationen, die Einführung eines
Arzneimittelbudgets für hochpreisige Medikamente, gekoppelt an die
wirtschaftliche Entwicklung, oder "Pay-for-Performance-Modelle" bei
teuren Einmaltherapien, bei denen der Preis an den tatsächlichen
Behandlungserfolg gebunden wird.
Auch die bislang privilegierte
Behandlung von sogenannten "Orphan Drugs", also Medikamenten gegen
seltene Krankheiten, soll entfallen, um mehr Transparenz und
Gerechtigkeit im System zu schaffen.
Zudem kritisiert der Rat die
im Medizinforschungsgesetz vorgesehene Verknüpfung von
Arzneimittelpreisen mit Standortentscheidungen als ineffektiv.
Standortförderung solle stattdessen durch steuerfinanzierte
Forschungsanreize und eine verbesserte digitale Infrastruktur erfolgen.
Fazit
des Expertenrats: Ohne strukturelle Reformen droht eine Schieflage
zwischen Versorgungssicherheit, Innovationsförderung und
Finanzierbarkeit im Gesundheitswesen. Eine dynamische, evidenzbasierte
Preisbildung sei unverzichtbar, um langfristig sowohl medizinischen
Fortschritt als auch Solidarität zu sichern.
Der
Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen
(SVR), auch als Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege bezeichnet,
ist 1985 erstmals von der Bundesregierung einberufen worden und hat
meist alle zwei Jahre Gutachten mit Analysen und Reformvorschlägen
publiziert. Seit 2023 gab es jedes Jahr eine entsprechende Publikation.
Quelle: dts Nachrichtenagentur