Verfassungsrechtler rät Unionsfraktion zu Wahl von Brosius-Gersdorf
Aus Sicht des Staatsrechtlers Alexander Thiele sollte es im Interesse der Unionsfraktion liegen, Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zu wählen. "Brosius-Gersdorf ist eigentlich eine wunderbare Kompromisskandidatin", sagte Thiele der "Rheinischen Post".
"Die Auffassungen der Kandidatin in vielen Bereichen, zum Beispiel in
wirtschaftlichen Themenfeldern, entsprechen zu großen Teilen denen der
Union. Es scheint mir aus Sicht von CDU und CSU daher eher unklug, diese
Person abzulehnen." Thiele zufolge sei es möglich, dass die SPD
anderenfalls eine "wirklich linke Kandidatin aufstellt". Diese könnte
die Union "politisch dann aber nicht mehr ablehnen".
Der
Verfassungsrechtler ist der Ansicht, dass die Debatte um Frauke
Brosius-Gersdorf künftige Nominierte für das Bundesverfassungsgericht
abschrecken könnte. "Man muss sich dann schon fragen, wer sich
eigentlich noch bereit erklärt, für ein solches Amt zur Verfügung zu
stehen. Denn als Verfassungsrechtler oder Verfassungsrechtlerin hat man
immer Positionen, die auch anecken", sagte er. "Der politische Raum muss
sich deswegen schützend vor die Kandidatinnen stellen. Das ist noch
immer nicht hinreichend geschehen. Brosius-Gersdorf ist von der Politik
insoweit im Stich gelassen worden."
Sorgen bereite ihm, dass im
Netz bereits eine Kampagne gegen die zweite SPD-Kandidatin, Ann-Katrin
Kaufhold, anlaufe. "Auch da wird versucht, Stimmung gegen sie zu machen
und sie als Klimaaktivistin hinzustellen", sagte Thiele.
Quelle: dts Nachrichtenagentur