Unionsgeführte Länder fordern härteres Vorgehen gegen junge Täter
Wegen der steigenden Kinder- und Jugendgewalt dringen unionsgeführte Bundesländer auf eine neue Debatte über die Senkung des Strafmündigkeitsalters. "Es ist wichtig, dass wir kriminelle Karrieren in Kinderzimmern beenden, bevor die Fahrt aufnehmen", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) der "Welt". "Unser Rechtsstaat muss schon in frühen Jahren auf Straftaten die richtigen Antworten geben. Auch darüber nachzudenken, das Strafmündigkeitsalter abzusenken, kann ein Weg sein. Solche Ideen von vornherein abzubügeln, hilft nicht."
Der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU) sagte: "Die steigende
Entwicklung im Bereich der Jugendkriminalität stellt die Frage nach
einer Justierung wesentlicher Grundprinzipien unserer Strafverfolgung."
Der CDU-Politiker spricht sich vor allem auch bei jungen Volljährigen
für ein Umdenken aus: "Bei den 18- bis 21-jährigen Heranwachsenden
plädiere ich für eine Regelumkehr, dass grundsätzlich nicht nach
Jugendstrafrecht, sondern Erwachsenenstrafrecht geahndet wird."
Die
rechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Susanne Hierl (CSU),
sagte: "Es ist schwer vermittelbar, dass selbst bei schweren Gewalttaten
durch Zwölf- oder 13-Jährige keine strafrechtlichen Folgen drohen. Denn
Kinder in diesem Alter wissen sehr wohl, dass man niemandem das Leben
nehmen oder schwer verletzen darf."
Der Bremer Innensenator und
Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Ulrich Mäurer (SPD), dagegen
steht einer Reform ablehnend gegenüber: "Dieses Thema begleitet mich
schon seit über 40 Jahren - und ich bleibe skeptisch", sagte er. "Ich
glaube nicht, dass eine Absenkung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre,
auf zehn Jahre eine Lösung wäre. In diesem Bereich sind pädagogische
Maßnahmen eher zielführend."
Die schwarz-rote Bundesregierung hat
in ihrem Koalitionsvertrag eine Untersuchung zu den Ursachen der
Kinder- und Jugendgewalt angekündigt. "Die Studie wird sich auch mit der
Wirkweise der verschiedenen rechtlichen Reaktionsformen auf Kinder- und
Jugenddelinquenz zu befassen haben", teilte das Justizministerium auf
"Welt"-Anfrage mit. Man befinde sich aber noch am "Anfang der
Abstimmung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur