Dobrindt prüft Einsatz von US-Überwachungssoftware Palantir
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) prüft den bundesweiten Einsatz der polizeilichen Analyse-Software "VeRA" des umstrittenen US-Unternehmens Palantir. Eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte auf Anfrage des "Stern", dass dies "Gegenstand der noch andauernden Prüfung" sei. Ein Ergebnis gebe es noch nicht.
Scharfe Kritik daran kommt von SPD und Grünen. "Alexander Dobrindt hält
weiter völlig unbeirrt an der Nutzung von Palantir fest", kritisiert der
Vize-Fraktionschef der Grünen, Konstantin von Notz. "Offenkundig sieht
er sich als Lobbyist eines hochumstrittenen US-Unternehmens." Gerade in
diesen Zeiten, in denen immer weniger Verlass sei auf die US-Regierung,
verbiete sich eine Kooperation mit einem Unternehmen wie Palantir.
Der
SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Schätzl übte ebenfalls Kritik.
"Palantir ist kein neutraler IT-Dienstleister, sondern ein Unternehmen
mit tiefen Verbindungen zu US-Geheimdiensten und klaren geopolitischen
Interessen", sagte er. "Ich lehne den Einsatz von Palantir in deutschen
Sicherheitsbehörden entschieden ab."
Unionsfraktionschef Jens
Spahn (CDU) unterstützt dagegen den Einsatz der Software. "Der Einsatz
von Gesichtserkennung, künstlicher Intelligenz und einer Software wie
Palantir würde unserer Polizei bei der Verbrechensbekämpfung sehr
helfen", sagte Spahn dem "Stern" Anfang Juli. Verbrecher würden auch
alle digitalen Möglichkeiten nutzen, argumentiert Spahn. "Der Staat
sollte da im Rahmen des Rechts hinterherkommen mit seinen Fähigkeiten."
Schon
im Juni hatte unter anderem Bayern, wo die Software schon im Einsatz
ist, und weitere unionsgeführte Länder bei der Innenministerkonferenz
auf die bundesweite Einführung von "VeRA" gedrängt. Das Vorhaben
scheiterte laut internen Dokumenten, über die der "Stern" berichtet, an
der SPD, die die Nutzung von Palantir ausschließen wollte.
Inzwischen
haben mehr als 250.000 Menschen eine Petition gegen den Einsatz der
Software des Tech-Milliardärs Peter Thiel unterzeichnet. Vergangene
Woche hatte die "Gesellschaft für Freiheitsrechte" Verfassungsbeschwerde
in Karlsruhe dagegen erhoben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur