Reiche will bei Wasserstoff zunächst auf Gas setzen
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) erwägt, bei der Umstellung von Industrieprozessen von klimaschädlichen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle auf Wasserstoff zunächst Erdgas für die Produktion von "nachhaltigem" Wasserstoff zuzulassen.
Man müsse mit der EU-Kommission darüber sprechen, "dass sie uns Luft
verschafft für den Einsatz von vielleicht erstmal blauem Wasserstoff
oder anderweitig gewonnenem, damit wir überhaupt erstmal eine Pipeline
befüllen und sie dann über Zeit begrünen", sagte Reiche am Dienstag bei
einer Paneldiskussion auf der Industriepolitischen Jahreskonferenz der
Stiftung Arbeit und Umwelt der Industriegewerkschaft IGBCE.
Reiche
argumentierte, derzeit fehlten Abnehmer. Produzenten müssten mit einer
konstanten Abnahme von Wasserstoff rechnen können. "Da steht zum einen
die Frage: Was ist nachhaltiger Wasserstoff? Das ist deshalb wichtig,
weil der Abnehmer macht das ja nur, weil er sich von dem grünen Premium
ein Vorteil verspricht: den Verkauf seines Produktes, das Erfüllen von
Nachhaltigkeitsanforderungen", so die CDU-Politikerin. "Sind die aber zu
hoch, wird er das nicht kaufen."
Als "grün" gilt Wasserstoff,
wenn er durch die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff
gewonnen wird und der dafür benötigte Strom aus erneuerbaren Energien
stammt. "Blauer" und "grauer" Wasserstoff entsteht, wenn Methan oder
Erdgas per Dampfreduzierung in Wasserstoff und CO2 aufgespalten wird.
Bei grauem Wasserstoff gelangt dieses CO2 in die Atmosphäre, bei
"blauem" Wasserstoff wird es über CCS abgeschieden und unterirdisch in
Endlager verpresst. Dabei bleibt ein Rest an Emissionen, weil CCS nur
einen Teil der Emissionen auffängt und bereits bei der Förderung der
Energieträger klimaschädliches Methan in die Atmosphäre gelangt.
Der
Weltklimarat (IPCC) bewertet CCS als wichtiges Instrument, um mit
schwer vermeidbaren Emissionen, wie beispielsweise in der Zement-,
Stahl- oder Chemieindustrie, umzugehen. Zugleich warnt der IPCC, dass
Pläne zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre die Anreize zur nötigen
sofortigen Emissionsminderung verwässern könnten. Da CCS-Projekte sich
bislang als teuer und schlecht skalierbar erweisen, bleibt die
Technologie zudem weit hinter den geplanten Kapazitäten zurück. Eine
besondere Herausforderung ist, dass die gespeicherten Emissionen in den
Endlagerstätten dauerhaft daran gehindert werden müssen, wieder in die
Atmosphäre auszutreten, da sie sonst mit etwas Verzögerung dennoch zur
Erderhitzung beitragen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur