Politologe sieht AfD als "Gewinner" der Debatte um Richterwahl

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Nach der kurzfristigen Absage der Verfassungsrichter-Wahl im Bundestag sieht der Politologe Wolfgang Schroeder von der Universität Kassel die AfD als Profiteur der Debatte. "Gewinner ist vor allem die AfD", sagte Schroeder den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Sie kann einerseits demonstrieren, wie sich die Union entlang der
Auseinandersetzung mit der SPD spaltet. Andererseits kann sie zeigen,
wie stark sie Debatten beeinflussen kann - ohne selbst an der Macht zu
sein."
Mit Blick auf die Diskussion über Unionsfraktionschef Jens
Spahn sagte Schroeder: "Es braucht in der Union jetzt Personen an der
Spitze, die Ruhe und Verlässlichkeit in Partei und Fraktion tragen."
Dann müsse man eine Debatte zur Richterwahl nicht überbewerten, es könne
eine Pause geben, ein gemeinsames Zusammensetzen mit den Kandidierenden
und auch der SPD, so der Politologe.
"Und dann kann das
entschieden werden. Aber es braucht Politiker, die ausreichend Autorität
haben, diesen Prozess ruhig einzuleiten." Man erlebe gegenwärtig kein
Problem mit der Stabilität der Institutionen. Es sei ein Problem der
Qualität der Politiker, was sowohl die geistige Führung wie auch
Handwerk des Regierens betreffe.
Am Freitag hatte die letzte
Sitzungswoche des Bundestags vor der Sommerpause im Streit geendet. Die
Wahlen von Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Richter für
Karlsruhe waren kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, weil
der Druck gegen die Potsdamer Staatsrechtlerin in der Union zu groß
geworden war und die Fraktionsführung die mit dem Koalitionspartner
verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren konnte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur