Jusos kritisieren Klingbeil in Wehrdienst-Debatte
Die Forderung von SPD-Chef Lars Klingbeil, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, junge Deutsche künftig auch wieder verpflichtend zur Bundeswehr einziehen zu können, stößt auf Ablehnung in der eigenen Partei.
Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer mahnt Klingbeil: "Die SPD setzt auf
Freiwilligkeit, der Koalitionsvertrag auch. Das Vorbereiten eines Zwangs
ist dementsprechend nicht angebracht." Es gebe bei der Bundeswehr
dringendere Hausaufgaben zu erledigen, sagte Türmer dem "Spiegel".
So
würden fast 30 Prozent der Rekruten ihren Dienst abbrechen."Deswegen
sage ich: Lasst uns die Arbeitsbedingungen verbessern, mit Anreizen
arbeiten und so die Attraktivität der Bundeswehr steigern", so Türmer.
Die Wehrpflicht sei "eine Antwort aus der Vergangenheit und keine Lösung
für die Zukunft". Sie würde viel zu stark in das Leben junger Menschen
eingreifen, "gleichzeitig ist der Nutzen sehr zweifelhaft". Alle
vergleichbaren europäischen Länder setzten zudem ebenfalls auf
Freiwilligkeit.
Der verteidigungspolitische Sprecher der
Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Erndl (CSU), sprang Klingbeil
unterdessen bei. "Wir müssen auf 250.000 bis 260.000 aktive Soldaten
anwachsen - das lässt sich aus der zukünftigen Nato-Planung ableiten.
Das wird nicht ohne einen neuen Wehrdienst gehen, der alle jungen
Menschen anspricht und im Rahmen einer Kontingentwehrpflicht so viele
heranzieht, wie die Bundeswehr benötigt", sagte Erndl den Zeitungen der
Mediengruppe Bayern.
"Wenn sich genügend melden, ist es gut. Aber
ich persönlich glaube nicht, dass es ausreichend Freiwillige geben
wird", so Erndl weiter. "Deshalb müssen wir aus sicherheitspolitischen
Gründen Vorsorge betreiben und für diesen Fall im Gesetz schon die
verpflichtenden Schritte vorsehen, um in jedem Fall genug
Wehrdienstleistende zu haben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur