Cum-Cum-Skandal: Steuerprofessor kritisiert Bundesregierung scharf

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Der Steuerprofessor Christoph Spengel fordert von der neuen Bundesregierung mehr Einsatz im Kampf gegen sogenannte Cum-Cum-Aktiengeschäfte, die den Staat Milliarden kosten. "Die Politik redet das Thema klein", sagte Spengel der "Süddeutschen Zeitung".
Mit diesen Geschäften könnten Investoren einen Schaden von über 25
Milliarden Euro verursacht haben. "Sie behauptet, sie habe alles im
Griff, der Schaden sei gar nicht so groß - frei nach dem Motto: 'Ist
doch nichts passiert'. Das regt mich wirklich auf. Das kann man nicht
einfach wegwischen."
Besonders kritisch sieht Spengel, dass
Cum-Cum-Deals nach wie vor möglich seien, obwohl man sie "leicht"
unterbinden könne. "Daher appelliere ich an die Bundesregierung, endlich
gesetzgeberisch tätig zu werden und die bestehende Gesetzeslücke zu
schließen." Unverständlich sei die politische Zurückhaltung auch vor dem
Hintergrund knapper Staatsfinanzen. "Die letzte Bundesregierung ist am
Streit um fünf Milliarden Euro im Haushalt zerbrochen. Gleichzeitig
werden jedes Jahr zig Milliarden Euro durch Steuerbetrug erbeutet", so
Spengel. Dem keine hohe Priorität einzuräumen, sei "äußerst fahrlässig".
Cum-Cum-Geschäfte
ermöglichen es ausländischen Investoren mithilfe deutscher
Finanzinstitute, sich Kapitalertragsteuern erstatten zu lassen, obwohl
sie darauf keinen Anspruch haben. Die Bundesregierung schätzt den
Schaden auf über sieben Milliarden Euro, Spengel errechnet nahezu 28,5
Milliarden Euro. Er zieht dabei Parallelen zum Cum-Ex-Skandal: "Dieses
Kleinreden hat man anfangs auch bei Cum-Ex gemacht." Der Steuerskandal
beschäftigte über 15 Jahre hinweg Medien und Justiz, brachte selbst
Ex-Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Bedrängnis und führte zu mehreren
Haftstrafen. Spengel hatte bereits 2016 als Gutachter im
Cum-Ex-Untersuchungsausschuss die Schadenshöhe beziffert.
Quelle: dts Nachrichtenagentur