Rufe aus der Union nach Reform der Erbschaftssteuer
In der Union mehren sich die Stimmen, die eine Reform der Erbschaftssteuer fordern. "Statt über Steuererhöhungen zu diskutieren, sollten wir als Koalition zusehen, wie wir Steuerschlupflöcher schließen. Bei der Erbschaftsteuer gibt es die", sagt Johannes Winkel (CDU), Vorsitzender der Jungen Union, der "Welt".
"Ich glaube, da besteht Handlungsbedarf, mehr Gerechtigkeit
herzustellen", so Winkel. Der Bundestagsabgeordnete spielt darauf an,
dass für beispielsweise großen Immobilienbesitz hohe Erbschaftsteuern
gezahlt werden müssen, für ererbte Unternehmen gegebenenfalls gar
nichts.
"Wir werden eine Debatte um die Erbschaftsteuer bekommen.
Nicht nur, weil noch diesem Jahr ein Beschluss des
Bundesverfassungsgerichts dazu zu erwarten ist, sondern weil es sich um
eine Frage der Gerechtigkeit handelt", meint etwa der
CDU-Finanzpolitiker Olav Gutting. "Die Privilegierung von
Betriebsvermögen ist wichtig und im Grunde der richtige Ansatz. Das muss
aber immer wieder erklärt werden." Denkbar wäre ein pauschaler
Steuersatz für die Unternehmensnachfolge, schlägt der CDU-Abgeordnete
als Reform vor, gibt aber zu bedenken: "Ein Steuersatz von pauschal zehn
Prozent, wie vorgeschlagen, wäre hier aber viel zu hoch. Das würde zu
viele Unternehmen zu stark belasten", so Gutting.
Die SPD
verstärkt derweil den Druck, die Erbschaftssteuer zu erhöhen. "Die
derzeit geltenden Regelungen bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer sind
ungerecht", sagte die stellvertretende Fraktionschefin Wiebke Esdar,
ebenfalls der "Welt". Insbesondere sehr große Vermögen seien vielfach
privilegiert, weshalb ihre Fraktion eine "Überarbeitung der
Verschonungsregelungen bei Betriebsvermögen" ebenso anstrebe wie eine
"kritische Prüfung steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten" von
Stiftungen. Obwohl der Fraktionsvizechefin klar sein dürfte: Mit
Mehreinnahmen aus der Erbschaftsteuer würde sich das Milliardenloch im
Bundeshaushalt gar nicht stopfen lassen - denn als Ländersteuer fließt
daraus kein Geld an den Bund.
Die finanzpolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion, Frauke Heiligenstadt, fordert: "Wir brauchen
dringend eine gerechtere Verteilung der Steuerlast." Wer wenig oder
durchschnittlich verdiene, solle spürbar entlastet werden. "In diesem
Zusammenhang sollten wir Erhöhungen für die höchsten Einkommen und
größten Vermögen in unserem Land nicht ausschließen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur