Bundespräsident rät bei AfD-Verbotsantrag zu "sorgsamer Abwägung"
Nach der vom SPD-Parteitag beschlossenen Forderung, ein AfD-Verbotsverfahren vorzubereiten, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer sorgfältigen Abwägung gemahnt. "Das Bundesverfassungsgericht hat die Hürden sehr hoch gelegt. Ob ein solcher Antrag gestellt wird, sollte deshalb sorgsam abgewogen werden", sagte das Staatsoberhaupt der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" (MAZ), die zum "Redaktionsnetzwerk Deutschland" gehört.
Steinmeier forderte verstärkten Anstrengungen der demokratischen
Parteien, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. "Vertrauen
kriegt man nur wiederhergestellt, wenn Politik mit den Erwartungen der
Menschen klug umgeht. Das heißt nicht unbedingt, dass jede Erwartung
erfüllt werden kann", sagte er. "Wir müssen uns stärker anstrengen,
deutlich zu machen, dass Demokratie auch heißt, nach Kompromissen zu
suchen und diese so anzulegen, dass sich möglichst viele Interessen
darin wiederfinden."
Parteien, die "nach ihren Zielen oder nach
dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche
demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder
den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden", sind nach
Artikel 21 des Grundgesetzes verfassungswidrig.
Die frühere
Richterin am Bundesverfassungsgericht, Gabriele Britz, hatte zuletzt
erklärt, dass unter bestimmten Bedingungen ein Verbotsantrag nötig ist.
"Wenn wirklich sicher ist, dass die Voraussetzungen für ein Verbot
vorliegen, und wenn man außerdem es eine Weile auf politischem Wege
versucht hat und die Probleme nicht in den Griff bekommen hat - ich
denke, dann muss irgendwann der Antrag gestellt werden", sagte die
ehemalige Verfassungsrichterin dem Podcast "Ist das gerecht?" der
"Süddeutschen Zeitung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur