Meldestelle erfasst erneut deutlich mehr antiziganistische Vorfälle
Die Melde- und Informationsstelle zum bundesweiten Monitoring von Antiziganismus (MIA) hat im vergangenen Jahr erneut einen deutlichen Anstieg antiziganistischer Vorfälle erfasst. Insgesamt habe man 1.678 Vorfälle gezählt, nach 1.233 im Vorjahr, heißt es im dritten Jahresbericht der Meldestelle, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
Antiziganistische Äußerungen, die unter "verbale Stereotypisierung"
erfasst werden, bildeten 2024 mit 856 Fällen die häufigste Vorfallart im
Jahr 2024. Darüber hinaus reichten die Vorfälle von Diskriminierung
(666 Fälle) über Angriffe (57) bis hin zu extremer Gewalt (10 Fälle).
Betroffene erleben antiziganistische Gewalt und Diskriminierung in
nahezu allen Lebensbereichen. Fast ein Viertel aller dokumentierten
Fälle (369) betrifft staatliche Institutionen. Auch im Wohnkontext
wurden auffällig viele Vorfälle (295) registriert.
Im Fokus des
diesjährigen Berichts stand der Bildungsbereich: Segregation, zum
Beispiel durch ungerechtfertigte Zuweisungen auf Förderschulen,
antiziganistisches Mobbing und sogar Gewalt gehören laut Meldestelle für
viele Betroffene zum Alltag. Insgesamt dokumentierte MIA 313 Fälle im
Bildungsbereich im Jahr 2024.
In 94 Fällen war ein direkter Bezug
zur NS-Vergangenheit erkennbar: Wohnungstüren und Hauswände wurden mit
rechter Propaganda beschmiert, Friedhöfe und Denkmäler geschändet, der
nationalsozialistische Völkermord an Sinti und Roma geleugnet,
verharmlost oder sogar glorifiziert.
"Die hohe Zahl
antiziganistischer Vorfälle im Jahr 2024 ist ein alarmierendes Signal",
sagte MIA-Geschäftsführer Guillermo Ruiz. Sinti und Roma erlebten
Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt - oft mitten im Alltag und
zunehmend durch staatliche Institutionen. "Es ist höchste Zeit, dass
Politik und Gesellschaft konsequent handeln. Antiziganismus darf in
Deutschland keinen Platz haben."
Die Zahlen stammen aus der
bundesweiten Arbeit der MIA-Bundesgeschäftsstelle sowie der sechs
regionalen Meldestellen in Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz,
Sachsen und Schleswig-Holstein.
Quelle: dts Nachrichtenagentur