Waffenembargo: Eltern von deutscher Geisel schreiben Brief an Merz
Archivmeldung vom 12.08.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) haben die Eltern des seit 675 Tagen von der Hamas in Gaza festgehaltenen Deutsch-Israeli Itay Chen eine aktivere Rolle Deutschlands bei den Bemühungen um die Freilassung der Geiseln gefordert.
Die Entscheidung der Bundesregierung, ein teilweises Waffenembargo gegen
Israel zu verhängen, habe ihre Familie "verwirrt" und erscheine
"kontraproduktiv" für die Befreiung der insgesamt sieben deutschen
Staatsbürger, heißt es in dem Schreiben, über das die "Bild"
(Mittwochausgabe) berichtet. Der damals 19-jährige Chen, Enkel von
Holocaust-Überlebenden aus Bad Reichenhall, war am 7. Oktober 2023
während des Hamas-Überfalls auf Israel getötet und verschleppt worden.
Insgesamt befinden sich nach israelischen Angaben noch rund 50 Geiseln
im Gazastreifen.
Die Eltern werfen der Bundesregierung vor, sich
bislang nicht ausreichend an den von den USA, Katar und Ägypten
geführten Verhandlungen zu beteiligen. Deutschland habe - anders als
etwa Frankreich oder Russland - "noch nicht genug direkt zur Freilassung
beigetragen". Sie fragen, warum die Bundesregierung sich nicht den
US-Sanktionen gegen Unterstützer des Hamas-Militärarms anschließt, mehr
Druck auf Katar und Ägypten ausübt oder die Türkei wegen ihrer Rolle als
mutmaßliche Finanzdrehscheibe stärker zur Verantwortung zieht.
Zugleich
kritisieren sie mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit für die deutschen
Opfer. "Was unternimmt Ihre Regierung, um die deutsche Öffentlichkeit zu
sensibilisieren, dass hier deutsche Staatsbürger Opfer von Terrorismus
sind?" Die Eltern warnen davor, dass Deutschlands Zurückhaltung ein
Signal an Terrorgruppen weltweit senden könnte, deutsche Staatsbürger
seien "leichte Ziele". Merz solle "als Politiker, Vater und Großvater"
alles daransetzen, die Geiseln heimzuholen, schreiben sie. Nachdem die
israelische Regierung beschlossen hatte, den Gazastreifen
"vorübergehend" einnehmen zu wollen, hatte die Bundesregierung am
Freitag Genehmigungen für neue Rüstungsexporte nach Israel vorerst
gestoppt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur