Özdemir zeigt sich offen für Verschiebung von Verbrenner-Aus
Der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, Cem Özdemir, hält eine Verschiebung des Verbots von neuzugelassenen Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 für denkbar. "Gefordert ist jetzt ein Schulterschluss zwischen Industrie und Politik, der die nötige Flexibilität beim 'Wann' ermöglicht und gleichzeitig beim 'Wohin' klar Kurs hält", sagte Özdemir dem "Handelsblatt".
Eine komplette Aufhebung des Verbrennerverbots lehnte Özdemir ab. "Die
Autoindustrie hat sich längst auf den Weg gemacht und massiv investiert
in die emissionsfreie Mobilität."
Özedmir kritisierte den
bayerischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der ein Kippen des
Verbrenner-Aus gefordert hatte. "Eine Politik, die die Zukunft unserer
Industrie im Blick hat, sollte den Blick nach vorne richten und sich
nicht in kurzsichtigen Rollen rückwärts üben", sagte Özdemir. Auch die
Grünen-Parteivorsitzende Franziska Brantner sagte dem "Handelsblatt":
"Die Grünen stehen ohne Wenn und Aber zum klimaneutralen Auto, zum
Verbrenner-Aus."
Offen für Gespräche über eine Verschiebung des
2035er-Ziels zeigte sich der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD,
Sebastian Roloff. "Der Autogipfel muss einen klaren gemeinsamen Weg von
Politik und Branche liefern, wie wir Standorte und Arbeitsplätze bei uns
sichern", sagte Roloff der Zeitung.
Nach den sogenannten
"Flottengrenzwerten" dürfen alle in der EU zugelassenen Neuwagen eines
Herstellers aktuell durchschnittlich 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer
ausstoßen. Der Wert wird bis 2035 schrittweise auf null Gramm pro
Kilometer abgesenkt und der Verkauf neuer Verbrenner somit indirekt
verboten. Diese Flottengrenzwerte sind Teil des "Fit-for-55"-Pakets, mit
dem die EU von einem Pfad für eine Erderhitzung von über vier Grad
Celsius auf einen Pfad umsteuerte, mit dem der Klimawandel auf etwas
über zwei Grad Celsius begrenzt werden könnte. Der Internationale
Gerichtshof hatte zuletzt klargestellt, dass Staaten bei einer
Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze zu Schadensersatz verklagt werden
können.
Quelle: dts Nachrichtenagentur