Kretschmann nennt Kurs der Grünen Jugend "illusionär und falsch"
Der scheidende baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) empfiehlt seiner Partei, sich im politischen Zentrum zu positionieren. "Der konfrontative Kurs der demokratischen Parteien untereinander ist aus der Zeit gefallen", sagte er dem "Spiegel".
Wer einen solchen Weg wähle, lande "bei den politischen Extremen". Die
Grünen nennt Kretschmann "die einzige bürgerliche Oppositionspartei in
Berlin", diese Rolle gelte es anzunehmen.
Scharfe Kritik übt der
Ministerpräsident an der Grünen Jugend im Bund. Deren Ausrichtung sei
"illusionär und falsch". "Wir dürfen dem in keiner Weise hinterhergehen,
sonst landen wir in der Nische", warnt Kretschmann. Es könne nicht
sein, dass es am Ende drei Parteien im Bundestag gebe, die darum
kämpften, wer die radikalste Umverteilungspolitik in Deutschland
betreibe, argumentiert Kretschmann. Dieses Thema besetzten schon die
Linke und die SPD.
Der bundesweit einzige Grünen-Regierungschef
sagte, dass er bereit sei, im Frühjahr 2026 die Politik zu verlassen.
"So ein Amt ist anstrengend, es ist auch eine Bürde", gibt der
77-Jährige zu. "Ich bin nicht mehr der Jüngste, um das mal ein bisschen
euphemistisch zu sagen. Ja, es ist gut, dass ich bald aufhöre." Die
Zeiten seien allerdings nicht so, dass er es nach bald 15 Jahren als
Ministerpräsident "ein bisschen auslaufen lassen" und sich "um die
Orchideenwiesen der Politik" kümmern könne. Es stünden große
Herausforderungen bevor, beispielsweise die schwierige finanzielle Lage
der Kommunen.
Zum milliardenschweren Bahn-Projekt Stuttgart 21
sagte Kretschmann: "Die beste Lösung wäre ein modernisierter Kopfbahnhof
gewesen." Darüber gebe es für ihn keinen Zweifel. "Aber das ist
verschüttete Milch." Die Schwierigkeiten und Schwachstellen, die
vorhergesagt worden seien, seien eingetreten. "Es wurde immer behauptet,
das sei das bestgeplante Projekt der Bahn - von wegen." Der geplanten
Teileröffnung des Bahnhofs Ende 2026 will Kretschmann fernbleiben.
"Warum sollte ich als Bürger zur Eröffnung dieses Projekts gehen?" Dafür
gebe es keinen Grund. "Wen interessiert das, ob ich hinkomme?"
Quelle: dts Nachrichtenagentur