Autoindustrie will auf Autogipfel Verbrenner-Aus infrage stellen
Die Präsidentin des Verbands der deutschen Automobilindustrie, Hildegard Müller, will auf dem vom Koalitionsausschuss vereinbarten Autogipfel über das Verbrenner-Aus sprechen. Der Standort Deutschland sei international immer weniger wettbewerbsfähig, sagte Müller dem TV-Sender "Welt" am Donnerstag.
Lähmend wirkten die teuren Energiekosten, die Steuerabgaben, die hohen
Arbeitskosten und die Bürokratie. "Und halt auch eine
Ein-Technologie-Politik, die die Kompetenzen, die wir haben, zum
Beispiel bei Hybriden oder auch im Verbrenner mit modernen Kraftstoffen,
CO2-neutralen Kraftstoffen eben nicht wirken lässt", so Müller. Es
werde daher "nötig sein, drängend in Richtung Brüssel zu arbeiten". Dort
liege "zumindest für die Klimaziele und für die Frage von
Flottenregulierung der entscheidende Schlüssel". Man müsse "in Richtung
Brüssel mit einer starken Stimme aus Deutschland heraus auch auftreten",
forderte Müller.
Sie zeigte sich davon überzeugt, dass weltweit
mehrere Antriebe zum Klimaziel führen werden. "Es geht nicht darum,
Klimaziele nicht zu erfüllen, aber mehr technologische Optionen geben
gerade auch dem deutschen Standort zum Beispiel mehr Chancen, mehr
Möglichkeiten. Wir haben hier die Kompetenzen, wir haben die
Arbeitnehmer, wir haben die Werke. Und deshalb muss ein Umdenken
erfolgen", sagte sie.
Die Europäische Union hat keine
Antriebstechnologien verboten, sondern CO2-Grenzwerte erlassen, die von
Verbrennern ab 2035 nicht erfüllt werden können. Aktuell dürfen alle in
der EU zugelassenen Neuwagen eines Herstellers durchschnittlich 93,6
Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Der Wert wird schrittweise abgesenkt,
2035 soll er auf null Gramm pro Kilometer fallen.
Die
Flottengrenzwerte sind Teil des "Fit-for-55"-Pakets der Europäischen
Union, mit dem die EU von einem Pfad für eine Erderhitzung von über vier
Grad Celsius auf einen Pfad umsteuerte, mit dem der Klimawandel auf
etwas über zwei Grad Celsius begrenzt werden könnte. Der Internationale
Gerichtshof hatte zuletzt in einem 140-seitigem Gutachten klargestellt,
dass die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze international völkerrechtlich
bindend ist - und dass Staaten bei einer Überschreitung verklagt werden
können.
Quelle: dts Nachrichtenagentur