DIHK will mehr Arbeitsanreize für Bürgergeldempfänger
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat weitergehende Maßnahmen beim Bürgergeld angemahnt. Arbeitsanreize müssten erhöht werden, auch, damit der Arbeits- und Fachkräftemangel in den Betrieben nicht steige, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Engagement, Arbeit und Einsatz müssen sich lohnen. Das Prinzip des
Förderns und Forderns sowie das Ziel einer Arbeitsaufnahme sollten
zukünftig eine zentrale Rolle spielen", so Dercks weiter. Sind
Sozialleistungen zu hoch, lohne es sich für Mindest- und
Niedriglohnbezieher oft gar nicht mehr zu arbeiten. "Wichtig ist daher:
Wer im Bürgergeldbezug eine Arbeit aufnimmt und eigenes Geld verdient,
muss davon mehr behalten können", erklärte der DIHK-Vertreter.
Dercks
reagierte damit auf eine erneute Debatte zum Bürgergeld.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte am Wochenende tiefgreifende
Veränderungen beim Bürgergeld gefordert. Er wolle "an die Substanz
gehen". Linnemann äußerte wiederholt, mutmaßlich arbeitsunwilligen
Bürgergeldempfängern die Grundsicherung komplett streichen zu wollen.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt entgegnete,
der Sozialstaat sei "kein Kostenfaktor, den man einfach nach Kassenlage
zusammenstreicht".
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) äußerte
Verständnis für Sanktionen gegen Totalverweigerer beim Bürgergeld, wies
allerdings auf die aus Sicht des Verbands geringe Tragweite hin. "Der
Anteil der sogenannten 'Totalverweigerer' liegt unter einem Prozent. Es
gibt also kein flächendeckendes Problem beim Bürgergeld. Wer das
allerdings behauptet, schürt nur weiter Vorurteile und befeuert die
Spaltung der Gesellschaft", sagte die SoVD-Vorstandschefin Michaela
Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).
Sie
wies auch auf Erfahrungen hin, die Verbandsmitarbeiter in
Sozialberatungsstellen machten. "Die meisten Menschen, die Bürgergeld
beziehen, wollen arbeiten. Aber viele geraten unverschuldet durch
Krankheit, Alter oder familiäre Belastungen wie etwa durch Pflege
Angehöriger in diese Situation", so Engelmeier weiter. Wer also bei der
neuen Grundsicherung kürzen wollte, sollte vorher mit den Betroffenen
sprechen, erklärte die SoVD-Vorsitzende. "Ich lade Carsten Linnemann
darum herzlich in unsere Sozialberatung ein. Machen Sie sich selbst ein
Bild davon, wie schwierig die Lage vieler Menschen wirklich ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur