Ökonomin plädiert für "antifaschistische Wirtschaftspolitik"
Archivmeldung vom 27.01.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Die Ökonomin Isabella Weber fordert die nächste Bundesregierung auf, die Schuldenbremse aufzugeben, um deutlich investieren zu können. Für die deutsche Wirtschaft sei es "kurz vor zwölf. Wir brauchen eine wirtschaftspolitische Wende", sagte Weber dem "Spiegel".
Das Land habe den Anschluss verloren, die USA, wo Weber an der
Universität von Amherst in Massachusetts lehrt, seien der Bundesrepublik
heute bei nahezu allen wirtschaftlichen Kennziffern voraus: vom
Wachstum über die Arbeitslosigkeit bis zur Lohnentwicklung.
Um
diesen Trend aufzuhalten oder gar umzukehren, sei ein "gestalterisch
handlungsfähiger Staat" nötig, "der die Unternehmen bei der
Transformation begleitet und die Bürger vor ökonomischen Verwerfungen
schützt", so Weber. "Die Schuldenbremse einzuhalten und gleichzeitig
Steuereinnahmen zu streichen, bedeutet Sparpolitik. Das höhlt den Staat
weiter aus und macht Bürokratie schwerfälliger."
Schon in der
Coronapandemie, argumentiert Weber, die damals Mitglied der
Gaskommission war und die sogenannte Gaspreisbremse mit entwickelte,
hätte die Bundesregierung entscheidender einschreiten, die Energiekosten
deckeln und die Preistreiberei der Konzerne begrenzen müssen, um eine
Rezession zu verhindern. Vieles sei erst mit monatelanger Verspätung
angegangen worden. "Dieses Warten hat vor allem der AfD genutzt."
Konkret
plädiert Weber für eine "antifaschistische Wirtschaftspolitik", bei der
der Staat seinen Bürgern in Krisen das Signal sende: "Wir lassen euch
nicht im Regen stehen." Viele ihrer Ökonomen-Kollegen täten so, "als sei
unsere Disziplin politisch neutral", so Weber. Dabei habe
Wirtschaftspolitik massive Konsequenzen für die Stabilität der
Demokratie. "Wir müssen anerkennen, dass es einen Zusammenhang gibt
zwischen Wirtschaftspolitik, wirtschaftspolitischen Ereignissen und dem
Zulauf zu radikalen Parteien wie der AfD", argumentiert Weber.
An
der Inflation sehe man das ganz deutlich - sowohl in Deutschland, als
auch in den Vereinigten Staaten: Preissteigerungen, so Weber, nützten
immer den Rechten. Wer sie effektiv bekämpfe, halte Parteien wie die AfD
klein. Eine geringere Mehrwertsteuer auf Lebensmittel sei daher ein
guter Anfang. "Aber das kann nur der erste Schritt sein", so Weber.
Quelle: dts Nachrichtenagentur