Wirtschaft will mehr Tempo bei Strukturreformen
Vor Beginn der Haushaltsberatungen im Bundestag haben Wirtschaftsvertreter an die Bundesregierung appelliert, sich nicht nur auf höhere Ausgaben zu fokussieren, sondern auch die in Aussicht gestellten Strukturreformen anzugehen. "Die geplante Neuverschuldung verschafft der Politik erhebliche finanzielle Spielräume, bringt aber auch eine große Verantwortung mit sich", sagte die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Die Mittel aus dem Infrastrukturfonds müssten gezielt, effizient und
wachstumsorientiert eingesetzt werden, so Melnikov weiter. "Nur wenn die
zusätzlichen Ausgaben klug genutzt und durch strukturelle Reformen
flankiert werden, können wir die wirtschaftliche Dynamik stärken und die
künftigen Zins- und Tilgungslasten tragfähig absichern", fügte sie
hinzu.
Die DIHK-Hauptgeschäftsführerin forderte einen
"entschlossenen" Reformkurs. "Planungs-, Genehmigungs- und
Vergabeverfahren müssen deutlich beschleunigt, Bürokratie spürbar
abgebaut und der Fachkräftemangel wirksam angegangen werden, sonst
werden weder Straßen noch Netze schneller Realität", sagte sie. Ebenso
entscheidend sei es, das Investitionsklima für die Privatwirtschaft zu
verbessern, aus der rund 90 Prozent aller Investitionen in Deutschland
stammten. "Gerade nach der Enttäuschung über die Stromsteuersenkung
erwarten die Unternehmen, dass die neue Bundesregierung zügig für
Entlastung sorgt und verlorenes Vertrauen zurückgewinnt", sagte
Melnikov. "Jetzt ist die Zeit, um den Standort Deutschland zukunftsfest
aufzustellen."
Christoph Ahlhaus, Geschäftsführer des
Mittelstandsverbandes BVMW, übte Kritik an der bisherigen
Wirtschaftspolitik der schwarz-roten Koalition. "Für die Leistungsträger
ist noch nicht erkennbar, wie die Bundesregierung den
Standort-Deutschland wieder attraktiv für in- und ausländische
Investitionen machen will", sagte Ahlhaus dem RND. Steuersenkungen,
Entlastungen bei den Energiepreisen und Sozialstaatsreformen,
kritisierte er. Die Politik dürfe die 1,8 Millionen Mittelständler nicht
"am ausgestreckten Arm verhungern" lassen, so Ahlhaus.
Quelle: dts Nachrichtenagentur