Union erhöht bei Wehrdienst-Gesetz Druck auf Pistorius - Zwang wenn nicht genug Freiwillige
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Erndl (CSU), hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) aufgerufen, schnell einen Gesetzentwurf für einen neuen Wehrdienst inklusive der Option einer Verpflichtung von Rekruten vorzulegen. "Der neue Wehrdienst muss spätestens Anfang 2026 starten, deshalb muss der Verteidigungsminister dem Parlament zügig einen Gesetzentwurf vorlegen", sagte Erndl der "Welt".
"Wenn wir im Jahr 2029 voll verteidigungsfähig sein wollen mit 260.000
aktiven Soldaten und 200.000 Reservisten - Zielmarken, die Minister
Pistorius regelmäßig nennt -, muss die Anzahl der Dienstleistenden
schnell das erforderliche Maß erreichen." Deshalb müsse der Mechanismus,
der greife, wenn sich nicht genügend freiwillig melden, bereits jetzt
im Gesetz angelegt werden. Es bleibe "einfach keine Zeit" für "längliche
Debatten".
Der verteidigungspolitische Sprecher der
SPD-Fraktion, Falko Droßmann, nannte als Priorität: "Wir müssen endlich
unsere maroden Kasernen sanieren und neu errichten. Ich kann doch nicht
Hunderttausende junge Männer einziehen, wenn ich weder Unterkünfte noch
Waffen habe." Deshalb werde das Kabinett noch vor der Sommerpause ein
Bundeswehr-Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz vorlegen.
Der
verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Rüdiger Lucassen,
forderte eine Reaktivierung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht, für
die man kein neues Gesetz brauche. "Das bestehende Wehrpflicht-Gesetz
kann innerhalb kürzester Zeit geändert werden, und schon am selben Tag
haben wir in Deutschland wieder die Wehrpflicht und den
Wehrersatzdienst. Eine Auswahl des benötigten Bedarfs an Rekruten kann
die Bundeswehr dann über die sogenannten Tauglichkeitsgrade regulieren."
Lucassen machte CDU und CSU ein Angebot: "Sollte die SPD bei ihrer
Weigerung bleiben, der Bundeswehr ausreichend Personal zuzuführen,
bietet die AfD-Fraktion der Union eine Kooperation zur Reaktivierung der
Wehrpflicht an."
Die Sprecherin für Friedens- und
Abrüstungspolitik der Linksfraktion, Desiree Becker, sagte: "Wir lehnen
die schleichende Wiedereinführung der Wehrpflicht konsequent ab."
Koalitionspolitiker wie Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Pistorius
hätten Kindern und Jugendlichen versichert, "dass der Wehrdienst unter
dieser Regierung für sie freiwillig bleiben würde". Statt einer
Wehrpflicht brauche Deutschland "eine grundlegende Reform der
Bundeswehr". Es gebe sehr gute Gründe für junge Menschen, nicht zur
Bundeswehr gehen zu wollen. "Der Dienst an der Waffe ist immer mit
Gewalt verbunden, und unsere Jugend dazu zu verpflichten, ist
keinesfalls die Lösung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur