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„Jetzt handeln, um flächendeckende Invasion der Beifuß-Ambrosie zu vermeiden“

Archivmeldung vom 08.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Beifuß-Ambrosie ist in Deutschland häufiger zu finden als bisher vermutet. Alle Indizien sprechen dafür, dass sich die Pflanze weiter ausbreiten wird, wenn sie nicht aktiv bekämpft wird. Darüber waren sich die Experten einig, die sich am 5. Dezember zum zweiten interdisziplinären Ambrosia-Workshop an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) trafen.

Ein Jahr lang haben Biologen, Meteorologen und Allergologen versucht, mehr über die Verbreitung der Pflanze, ihren Pollenflug und die Sensibilisierung von Allergikern in Deutschland zu erfahren. Die Pollen der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Pflanze können Allergien auslösen. Ambrosia artemisiifolia ist in vielen europäischen Ländern unerwünscht und verursacht als Ackerunkraut in der Landwirtschaft bereits in Ungarn und Frankreich Probleme. Soweit soll es in Deutschland nicht kommen.

In der Schweiz ist die Pflanze 2006 zum bekämpfungspflichtigen Unkraut erklärt worden. Den Schweizer Behörden ist es gelungen, die breite Bevölkerung zur Bekämpfung der Pflanzen zu mobilisieren. Für Deutschland wird nun 2007 eine ähnliche Aufklärungskampagne angestrebt. Die Wissenschaftler der BBA werden einen Aktionsplan vorlegen. Mitarbeiter von Kommunen und Gartenbaubetrieben sollen ebenso wie Hobbygärtner sensibilisiert werden.

Bislang findet man die Beifuß-Ambrosie vor allem in Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen), aber auch in Berlin oder Magdeburg sind Bestände mit mehr als 100 Pflanzen entdeckt worden. Meist wird die Pflanze mit verunreinigtem Vogelfutter eingeschleppt und manchmal unwissentlich im Garten kultiviert. Auf kargen Böden neben Autostraßen, Baugeländen und Brachen etabliert sie sich rasch. Mildes Herbstwetter und spät einsetzender Frost führen dazu, dass die einjährige Pflanze viele Samen ausbildet, die kilometerweit verschleppt werden können.

„Noch ist eine Bekämpfung möglich und auch relativ kostengünstig“, sagte Dr. Uwe Starfinger von der Abteilung für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit der BBA. „Wir empfehlen, kleinere Bestände im Hausgarten herauszureißen und mit dem Hausmüll zu entsorgen, keinesfalls auf den Kompost“, erklärt seine Kollegin Dr. Gritta Schrader. Diese und andere Empfehlungen sowie die Pflanze und ihre Verwechslungsmöglichkeiten sind in einem neuen Faltblatt dargestellt, das bei der BBA angefordert werden kann.

Die vorgestellten medizinischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Beifuß-Ambrosie in Deutschland zu einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Problem werden kann. Der Pollen ist hochallergen, so dass Menschen, die sensibilisiert sind, schon bei wenigen Pollen pro Kubikmeter Luft typische allergische Reaktionen zeigen. Wegen der späten Blüte (August-September) verlängert sich die Leidenszeit der Allergiker. Die auf der Tagung anwesenden Allergologen betonten, dass sie keine Panik schüren wollen, halten es im Sinne der Vorsorge jedoch für angebracht, die Pflanze zu bekämpfen. In bundesweit aufgestellten Pollenfallen des Deutschen Wetterdienstes sind 2006 eindeutig mehr Ambrosia-Pollen als im Vorjahr gefunden worden. Dabei handelt es sich zum Teil um Pollen, der durch Ferntransport aus den Nachbarländern nach Deutschland gelangte.

Momentan ist Ambrosia in Deutschland noch kein Problem der Landwirtschaft. Tagungsteilnehmer aus Süddeutschland berichteten jedoch über eine mit Ambrosia verseuchte Viehweide und ein unter Naturschutz stehendes Trockenrasengebiet, in dem die Pflanze gute Bedingungen findet. An der Biologischen Bundesanstalt wird Ambrosia präventiv als Unkraut beforscht. Konkret geht es darum, wie konkurrenzfähig der Neophyt gegenüber Kulturpflanzen und anderen gängigen Unkrautarten ist. „Der Klimawandel könnte ein Faktor sein, der die Ausbreitung der Pflanze fördert“, so Dr. Starfinger. Derzeit sind es vorwiegend menschliche Aktivitäten, die dazu führen, dass die Pflanze sich weiter verbreitet. Das Ausbringen von verunreinigtem Vogelfutter ist nur der Startpunkt: Aus dem Hausgarten findet die Pflanze ihren Weg in angrenzende Felder. Baumaschinen und Landmaschinen transportieren die Samen mit Erdresten weiter. Häufig findet man größere Bestände in Neubaugebieten oder an Autobahnen. „Weil dies so ist, ist die Aufklärung der Bevölkerung ein wichtiger Faktor. Von der Schweizer Kollegen haben wir gelernt, was man erreichen kann, wenn Kommunen, Behörden und Gesetzgeber Hand in Hand arbeiten“, sagt Dr. Gritta Schrader von der BBA.

Quelle: Pressemitteilung Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

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