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Schimpansen lernen «Nahrungsrufe»

Archivmeldung vom 06.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Schimpansen können die Struktur ihrer bedeutungsvollen Grunzlaute ändern.
Quelle: Florian Möllers / Katie Slocombe (idw)
Schimpansen können die Struktur ihrer bedeutungsvollen Grunzlaute ändern. Quelle: Florian Möllers / Katie Slocombe (idw)

In Gefangenschaft lebende Schimpansen sind fähig, Laute zu lernen, die sich auf spezielle Nahrungsmittel beziehen. Dies beweist ein Evolutionsbiologe der Universität Zürich gemeinsam mit englischen Wissenschaftlern. Ihre nun veröffentlichte Verhaltensstudie legt nahe, dass auch Menschenaffen fähig sind, Objekte zu bezeichnen und bedeutungsvolle Laute gemeinschaftlich zu lernen.

Ein besonderes Merkmal menschlicher Sprache ist, dass sie Objekte und Ereignisse mit sozial erlernten Symbolen oder Wörtern bezeichnet. Nicht-menschliche Primaten wie Schimpansen sind wohl zu Warn- und sogenannten Nahrungsrufen fähig, die sich auf Objekte in der Umgebung beziehen. Bisher sind Forschende davon ausgegangen, dass die akustische Struktur dieser Rufe ein Ausdruck der Erregung ist und die Schimpansen sie nur wenig kontrollieren können. Nun belegt Simon Townsend, Evolutionsbiologe an der Universität Zürich, gemeinsam mit englischen Kollegen, dass auch nicht-menschliche Primaten Laute lernen, die sich auf bestimmte Objekte beziehen.

Grunzlaute nach drei Jahren einander angepasst

Schimpansen stossen unterschiedliche Grunzlaute aus, wenn sie unterschiedliche Nahrungsmittel finden. Im Jahr 2010 erhielten Forschende der Universitäten Zürich und York die Gelegenheit, zu prüfen, ob Schimpansen fähig sind, die Struktur ihrer Grunzlaute zu verändern: Eine Gruppe erwachsener Schimpansen aus dem Beekse Bergen Safari Park aus den Niederlanden wurde in die im Edinburgh Zoo lebende Schimpansengruppe integriert.

Unter der Leitung der Psychologin Katie Slocombe von der York University beobachtete das Forschungsteam vor der Integration, dass die beiden Schimpansengruppen akustisch unterschiedliche Grunzlaute für Äpfel ausstiessen sowie unterschiedliche Vorlieben für Äpfel hatten. Nach der Integration der beiden Schimpansengruppen stellten die Forschenden fest, dass sich die akustische Struktur der Grunzlaute der neu hinzugekommenen Schimpansen an jene der bereits dort lebenden Gruppe anpasste: «Drei Jahre nach der Integration der Gruppe ähnelten ihre Grunzlaute sehr stark jenen, die von den Edinburgh-Schimpansen ausgestossen wurden», so Simon Townsend. «Die Vorliebe der Schimpansen für Äpfel blieb über diesen Zeitraum gleich, doch die Grunzlaute veränderten sich.»

Soziale Nähe ausschlaggebend für die Veränderung der «Nahrungsrufe»

Für ihre Verhaltensstudie fertigten die Forscher Tonaufnahmen der Grunzlaute an, welche die Schimpansen vor der Integration im Jahr 2010 als Reaktion auf Äpfel ausstiessen. Sie nahmen diese Grunzlaute ein Jahr später nach der Integration auf und erneut im Jahr 2013. Das Forschungsteam fand heraus, dass allein das Zusammenleben über ein Jahr und das Hören der unterschiedlichen Laute für Äpfel der anderen Gruppe noch nicht ausreichten, um Veränderungen in der Lautstruktur zu bewirken: Erst 2013, als Analysen der sozialen Netzwerke darauf hinwiesen, dass sich starke Freundschaften zwischen den Mitgliedern der ursprünglichen Teilgruppen gebildet hatten, war eine Veränderung der Lautstrukturen zu erkennen.

Gemäss Simon Townsend ist dies der Beweis, dass auch Schimpansen in der Lage sind, die Struktur einer bedeutungsvollen, objektbezogenen Lautäusserung aktiv zu ändern und in der Gemeinschaft zu lernen. Die Erkenntnisse könnten etwas Licht in die evolutionären Ursprünge dieser grundlegenden Fähigkeit bringen: «Die Tatsache, dass sowohl Menschen als nun auch Schimpansen objektbezogene Laute gemeinschaftlich erlernen können, lässt vermuten, dass unser gemeinsamer Vorfahre, der vor mehr als 7 Millionen Jahren lebte, diese Fähigkeit ebenfalls besass», schliesst Simon Townsend.

Quelle: Universität Zürich (idw)

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