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Bedrohte Pilzwelt im "Biodiversitäts-Hotspot" Panama

Archivmeldung vom 05.05.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Panama ist ein "Biodiversitäts-Hotspot" - es beherbergt eine ungewöhnliche Fülle verschiedener Pflanzen-, Tier- und Pilzarten. Doch im Vergleich zur Pflanzenwelt ist das Reich der Pilze bisher kaum erforscht. "Dabei weiß man aufgrund einzelner Stichproben, dass es in den Tropen etwa fünf mal mehr Pilz- als Pflanzen-Arten gibt", erklärt die Frankfurter Mykologin Prof. Meike Piepenbring in der neuen Ausgabe von "Forschung Frankfurt" (FF 1/2007).

Die von ihr begonnene Checkliste der Pilze Panamas umfasst derzeit etwa 1800 Arten. Dagegen sind bei den Gefäßpflanzen 9500 Arten bekannt. Inzwischen ist die Erforschung der Artenvielfalt Panamas zu einem Wettlauf mit der Zeit geworden: Viele Arten sind durch Waldzerstörung und Klimaveränderung bedroht, so dass sie aussterben könnten, ohne dass der Mensch sie jemals kennen gelernt hätte.

Dass die große Artenvielfalt der Pilze bisher weitgehend unerforscht ist, liegt daran, dass die Mykologie (Pilzkunde) als Fach in Europa bisher nur an wenigen Universitäten unterrichtet wird, in tropischen Ländern wie Panama so gut wie gar nicht. Dabei haben Pilze nicht nur eine wichtige Rolle beim Erhalt des ökologischen Gleichgewichts, sondern ihre Inhaltsstoffe sind oft auch pharmazeutisch bedeutsam: viele Arten enthalten Wirkstoffe gegen menschliche Krankheiten - etwa der Bakterien vernichtende Penicillin-Pilz. Auch für die Heilung des Pilzbefalls von Haut und Nägeln ist eine genaue Kenntnis der Erreger notwendig.

"Das Wissen zu den Pilzen Panamas sehr fragmentarisch und weltweit zerstreut", weiß Meike Piepenbring, die vor 15 Jahren begann, Pilze in den tropischen Regionen Südamerikas zu erforschen. Bevor sie im Jahr 2003 eine Universitätskooperation der Universität Frankfurt mit der Universidad Autónoma de Chiriquí unter Einbindung der Universidad de Panamá ins Leben rief, studierten ausschließlich ausländische Mykologen die Pilze Panamas. Piepenbring hat für die erste Chekliste panamaischer Pilze Daten aus rund 300 verschiedenen Publikationen zusammengetragen. Damit dieses Wissen auch einheimischen Forschern zugänglich wird, lehrt die Frankfurter Professorin seit 1998 im Rahmen von DAAD-finanzierten Kurzzeitdozenturen an den beiden panamaischen Universitäten.

Gemeinsam arbeiten deutsche und panamaische Mykologen daran, die Checkliste der Pilze zu erweitern. Arten werden gesammelt, beschrieben und benannt. Das gleicht oft mühseliger Detektivarbeit, denn bevor man einen neuen Pilz richtig benennen und einordnen kann, muss man sich vergewissern, ob er nicht schon vor vielen Jahren von einem anderen Forscher beschrieben worden ist. Die alten Beschreibungen sind häufig für eine genaue Bestimmung unzureichend, weshalb die Forscher alte Herbarbelege zum Vergleich studieren. Diese wiederum jedoch bestehen oft nur noch aus Fragmenten. Auch werden heute wesentlich mehr Merkmale für die Beschreibung und systematische Einordnung der Arten ermittelt als früher. Neben der Lichtmikroskopie nutzen die Mykologen auch die Raster- und Transmissionselektronenmikroskopie sowie die Basensequenzen von ausgewählten DNA-Abschnitten.

Besorgt ist die Frankfurter Mykologin darüber, dass die große Artenvielfalt durch die großflächige Zerstörung der Urwälder nach und nach unwiederbringlich verloren geht. Dazu kommt seit mehreren Jahren eine deutliche Klimaveränderung. Regen- und Trockenperioden wechseln sich nicht mehr zu bestimmten Zeiten des Jahres ab, sondern beginnen und enden unvorhersagbar. Die an einen geregelten Wechsel der Jahreszeiten angepassten Organismen werden nur schwer überleben können und von vergleichsweise wenigen flexibleren Arten verdrängt werden. Mit ihrer Lehrtätigkeit versucht sie die Menschen vor Ort für dieses Problem zu sensibilisieren: "Für die auf dem Land lebenden Panamaer ist die hohe Artenvielfalt alltäglich, den Menschen in den Städten ist sie jedoch teilweise völlig unbekannt", erklärt Piepenbring, "Dadurch, dass wir als deutsche Wissenschaftler die Biodiversität mit großer Begeisterung studieren, zeigen wir, welch große Reichtümer die Panamaer besitzen und zunehmend verlieren".

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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