Historiker Kowalczuk kritisiert Steinmeier-Reise ins Baltikum: "Friedenspolitik der 2000er Jahre zwischen Russland und Deutschland darf sich nicht wiederholen"
Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk bezweifelt mit Blick auf die Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Lettland und Litauen am Sonntag, dass Steinmeier im Baltikum der richtige Mann am richtigen Ort ist. Er empfände es "als sehr angemessen, wenn sich der Bundespräsident, der in den vergangenen zwanzig Jahren einer der maßgeblichen Außenpolitiker unseres Landes war, selbstkritisch seine verfehlte Außenpolitik gegenüber Osteuropa, Russland und dem Baltikum erklären würde", sagte Kowalczuk dem "Tagesspiegel" über Steinmeier.
Er halte es weiterhin für angemessen, die Russlandpolitik der
Bundesregierungen der vergangenen zwanzig Jahre aufzuarbeiten, damit
sich solche Fehler nicht wiederholen, sagte Kowalczuk. "Dem steht ein
Bundespräsident Steinmeier durch die Ausübung seines Amtes im Wege, denn
dabei ginge es maßgeblich auch um ihn."
Der Historiker
kritisierte: "Ich habe auch nicht den Eindruck, dass er selbst
sonderlich reflektiert damit umgeht. Steinmeier selbst hat noch 2016 im
Zusammenhang mit Nato-Manövern in der Ostsee von Säbelrasseln und
Kriegsgeheul gesprochen." Das habe in den baltischen Staaten zu
Fassungslosigkeit geführt. "Der Bundespräsident ist bei diesen Fragen
nicht glaubwürdig. Er ist nicht der richtige Mann am richtigen Platz."
Er
hoffe, so Kowalczuk, dass diese Reise in der lettischen und litauischen
Öffentlichkeit den Eindruck verstärkt, dass Deutschland seine
Bündnisverpflichtung und die Unterstützung der Ukraine ernst meine. "Ob
allerdings Steinmeier, der für diese verfehlte Politik seit Anfang der
2000er Jahre maßgeblich mitverantwortlich ist, der richtige Mann dafür
ist, da habe ich meine Zweifel", sagte der Historiker.
Quelle: dts Nachrichtenagentur