Schauspieler Franz Dinda über seine Übersiedlung in den Westen
Archivmeldung vom 08.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttWas bewegt Kinder wirklich, wenn sie in ein neues Land gehen? Davon spricht Schauspieler Franz Dinda im Interview mit dem Magazin PSYCHOLOGIE bringt dich weiter (Ausgabe 05/18). "Meine einzige Sorge war, ob ich jetzt Englisch lernen müsste. Als meine Mutter sagte, da spräche man Deutsch, hatte ich kein Problem mehr damit."
Trotzdem war sein Ankommen nicht leicht: "Bis meine Mutter eine Pfarrstelle bekam, sind wir oft umgezogen. So hatte ich zwar nie das Gefühl von Heimat, da wir immer nur anwesend waren, wie Außerirdische, aber damit konnte ich trotzdem gut leben", erinnert sich Dinda, der im Grundschulalter in Westdeutschland neu anfangen musste. "An meinem ersten Schultag wurde ich jedoch mit dem Satz 'Herzlich willkommen im Westen' verprügelt. Dies kam also durchaus auch vor."
Was ihm in schwierigen Situationen geholfen hat: "Viel zu lesen - die angenehmste Form der Realitätsflucht", sagt der heute auch als Autor erfolgreiche Schauspieler. "Erst später habe ich ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie man uns wahrnimmt. Wir mussten immer mit wenig zurechtkommen."
Vorwürfe hat Franz Dinda seiner Mutter jedoch nie gemacht. "Aber ich litt schon darunter, nur schwer Anschluss zu finden. Ich wurde schnell ausfallend, wenn etwa jemand die Russenmütze diskreditiert hat, die ich von meinem Vater hatte."
Dennoch verbindet der erfolgreiche Schauspieler heute "Sorglosigkeit und Harmonie" mit seiner Kindheit. "Aus der Zeit in der DDR habe ich nur noch wenige Bilder im Kopf, etwa die Kaugummis im Intershop, die unerreichbar schienen", erzählt der in Jena Geborene in PSYCHOLOGIE bringt dich weiter.
Quelle: PSYCHOLOGIE bringt dich weiter (ots)