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Kinder im Nordosten Deutschlands erhalten doppelt so häufig Antibiotika wie im Süden

Archivmeldung vom 15.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Harald Wanetschka  / pixelio.de
Bild: Harald Wanetschka / pixelio.de

Ob einem Kind ein Antibiotikum verschrieben wird oder nicht, ist in Deutschland auch vom Wohnort abhängig: Kinder im Nordosten Deutschlands erhalten doppelt so häufig Antibiotika wie Kinder in Süddeutschland. Das belegt der „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann Stiftung auf www.faktencheck-antibiotika.de. Die Zahlen zeigen auch, dass Kindern insgesamt deutlich mehr Antibiotika verordnet werden als Erwachsenen. Bundesweit wird jedem zweiten Kind zwischen drei und sechs Jahren mindestens ein Antibiotikum pro Jahr verschrieben – deutlich mehr als Erwachsenen. Aber nicht immer ist dies sinnvoll und notwendig.

Das Internetportal „Faktencheck Gesundheit“ zeigt medizinische Behandlungsgebiete auf, bei denen es große regionale Versorgungsunterschiede innerhalb Deutschlands gibt. Der heute veröffentlichte Faktencheck „Antibiotika-Verordnungen bei Kindern“ befasst sich mit der Verordnungspraxis von Antibiotika für Kinder und Jugendliche. Auf einer interaktiven Deutschland-Karte ist abzulesen, wie viel Prozent der jungen Patienten in jedem der 412 deutschen Stadt- und Landkreise im Jahr 2010 ein Antibiotikum verordnet bekommen haben. „Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kreisen sind riesig“, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. „In einigen Landkreisen im Osten Mecklenburg-Vorpommerns erhielte die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren mindestens ein Mal ein Antibi-otikum vom Arzt verordnet. Das sind doppelt so viele wie beispielweise in bestimmten Landkreisen im südlichen Bayern.“ Grundlage der repräsentativen Untersuchung bildeten die Versicherten-Daten der BARMER GEK.

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersuchte Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen die möglichen Hintergründe, Ursachen und Folgen der Verordnungspraxis. Besonders häufig werden danach Antibiotika bei akuter Mittelohrentzündung, fiebriger Erkältung und Grippe eingesetzt. Da es sich hierbei aber meistens um Virusinfekte handelt, helfen Antibiotika vielfach gar nicht, da sie nur gegen bakterielle Keime wirken. Werden sie zu häufig und unnötig eingenommen, besteht vielmehr die Gefahr, dass sie keine Wirkung mehr zeigen, wenn sie wirklich notwendig sind. Bereits jetzt stellen resistente bakterielle Erreger in Krankenhäusern ein großes Problem dar. Antibiotika sollten daher bei Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen nur gemäß den geltenden medizinischen Leitlinien verordnet werden. Die Auswertung zeige auch, dass verschiedene Facharztgruppen sehr unterschiedlich ver-schreiben, bemerkt Stefan Etgeton: „Bei nicht eitrigen Mittelohrentzündungen, bei denen Antibiotika laut Leitlinien nur in Ausnahmefällen angezeigt sind, verordneten 33 Prozent der Hausärzte Antibiotika, aber nur 17 Prozent der Kinderärzte und 9 Prozent der HNO-Ärzte. Bei Lungenentzündung, wo die Verordnung von Antibiotika angezeigt ist, waren es 80 Prozent der Kin-derärzte, aber nur 66 Prozent der Hausärzte.“

Der „Faktencheck Gesundheit“ macht eine Reihe von Vorschlägen, wie die häufige Verordnung und Einnahme von Antibiotika eingedämmt werden kann. So sollten Allgemein-, Kinder- und HNO-Ärzte die medizinischen Leitlinien stärker berücksichtigen. Auch eine übergreifende Leitlinie zum Antibiotika-Einsatz wäre zu erwägen. Patienten sollten verstärkt darüber aufgeklärt werden, wann Antibiotika tatsächlich sinnvoll sind und wann ihr Einsatz eher Risiken hervorruft. Hier geht der „Faktencheck Gesundheit“ mit gutem Beispiel voran: Auf der Internetseite bietet er Patiententipps und Informationsmaterialien, etwa eine Elternbroschüre sowie eine Checkliste für den Arztbesuch mit einem Antibiotika-Pass.

Quelle: Bertelsmann Stiftung (idw)

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