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Kommt Kinder, wir gehen zur Pockenparty

Archivmeldung vom 18.03.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Die hundertprozentige Windpocken-Garantie: kein Alptraum, sondern ein Segen? Organisieren Sie eine Ansteckungsparty und bestimmen Sie selbst, wann Ihr Kind krank wird.

Für die Kinder war es eine tolle Party. Es gab Pizza und Cookies, wilde Spiele und dann konnten sie noch eine brandneue DVD angucken.

Zum Abschied bekam jeder noch ein Goodie Bag in die Hand gedrückt – eine Plastiktüte mit Süßigkeiten und kleinen Spielsachen.

Die Mütter der Drei- bis Sechsjährigen freilich hofften, dass ihre Liebsten noch etwas anderes von der Party mit nach Hause bringen würden: juckende Pusteln und Fieber, mithin die klassischen Symptome der Windpocken.

Was auf den ersten Blick reichlich bizarr klingt, ist in vielen gutbürgerlichen Vororten Amerikas inzwischen wieder Alltag geworden: Eltern setzen ihre Kinder bewusst dem Risiko einer Ansteckung aus – auf so genannten Windpockenpartys, auf denen so viele Kinder wie möglich mit dieser Krankheit infiziert werden sollen.

„Wir hatten es im Sommer, wir verpassten keinen einzigen Schultag, es war perfekt“, schwärmt Jean Micell aus Des Plaines im Bundesstaat Illinois, deren sechs und drei Jahre alter Nachwuchs sich die Kinderkrankheit auf einer Pustelparty holten.

Bloß nichts dem Zufall überlassen Jean gehört zu einer wachsenden Zahl amerikanischer Eltern, die herkömmliche Schutzimpfungen ablehnen – sei es aus religiösen Gründen, sei es, weil sie ihre Kinder nicht mit Chemikalien voll pumpen wollen, oder – im Falle der Windpocken–, weil sie nicht glauben, dass der Impfstoff dieselbe lebenslange Immunität garantiert, die man erhält, wenn man die Krankheit durchgestanden hat.

„Es ist eine natürliche Art mit dem Problem umzugehen“, befindet etwa Connie Shoemaker aus Pittsburgh in Pennsylvania. „Das ist besser als die Kinder mit Chemikalien abzufüllen.“ Die Idee ist nicht neu. Eltern wissen, dass ihre Kinder sich früher oder später ohnehin Mumps, Masern oder Windpocken einfangen.

Da all diese Krankheiten in späteren Lebensjahren ernster und potenziell bedrohlicher verlaufen, wollten sie sie so schnell wie möglich hinter sich bringen – und dabei nichts dem Zufall überlassen. Bevor der Pocken-Impfstoff Mitte der neunziger Jahre in den USA zugelassen wurde, waren Ansteckparties daher keine Seltenheit.

Wolfgang Koydl

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,panl2/panorama/artikel/746/49697/

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