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Gesundheitsökonom kritisiert niedrige Zahl der Reha-Empfehlungen durch MDK

Archivmeldung vom 05.07.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Maren Beßler / pixelio.de
Bild: Maren Beßler / pixelio.de

Der Bremer Gesundheitsökonom Prof. Heinz Rothgang kritisiert die niedrige Prozentzahl der Reha-Empfehlungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Im Jahr 2015 wurden fast 1,5 Millionen Menschen in Deutschland begutachtet, nur 30.902 Fälle bekamen eine Reha-Empfehlung. Das sind gerade einmal 2,1 Prozent. Gegenüber "Report Mainz" sagte Rothgang: "Wir wissen nicht genau, wie die optimale Zahl wäre: Die Erfahrung, die wir haben aus Begutachtungen, aus Berichten von Gutachtern ist, dass es eigentlich deutlich mehr sein müsste. Sechs Prozent war unser Studienergebnis und zwei Prozent ist da immer noch deutlich zu niedrig."

Weiter kritisiert Rothgang die Reha-Bewilligungspraxis von gesetzlichen Krankenkassen: "Für Krankenkassen gibt es diesen Anreiz, Reha zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit nicht zu bewilligen. Die Kassen stehen in einem scharfen Wettbewerb im Bereich Krankenversicherung, und wenn sie Kosten produzieren, schlägt sich das im Beitragssatz nieder. Das heißt, Beiträge nicht steigen zu lassen, ist ein großes Ziel von Kassen und eine Methode, um dies zu erreichen, ist Reha-Maßnahmen nicht zu bewilligen", sagte Rothgang im Interview mit "Report Mainz". Reha-Maßnahmen führten nur zu einer Entlastung der Pflegeversicherung, deren Kassen nicht im Wettbewerb zueinander stünden.

2013 und 2014 haben die Medizinischen Dienste zusammen mit den Kranken- und Pflegekassen ein wissenschaftliches Projekt ("Reha XI") durchgeführt. Es sollte die "Reha-Bedarfsstellung in der Pflegebegutachtung" unter die Lupe nehmen. Dieses Projekt hat das Institut von Professor Rothgang wissenschaftlich begleitet.

Um Reha-Empfehlungen in ihrer gesamten Breite und damit richtig einschätzen zu können, reiche die alleinige Betrachtung der Reha-Empfehlungsquote bei der MDK-Pflegebegutachtung nicht aus, sagte der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund (MDS) gegenüber dem ARD-Politikmagazin. Und weiter: "So ist zum Beispiel zu berücksichtigen, dass ein großer Anteil der begutachteten Versicherten im Jahr vor der Pflegebegutachtung bereits eine Reha-Maßnahme erhalten hat. Im Jahr 2015 traf dies auf mehr als jeden sechsten begutachteten Versicherten zu." Auch sei die Zahl der von der gesetzlichen Krankenversicherung durchgeführten Reha-Leistungen für Pflegebedürftige oder von Pflegebedürftigkeit bedrohte Personen stark angestiegen. "So ist allein die Zahl der im Krankenhaus erbrachten geriatrischen frührehabilitativen Leistungen nach der offiziellen DRG-Statistik zwischen 2010 von 186.381 Fällen auf 248.000 Fälle im Jahr 2013 gestiegen", sagte der MDS auf "Report Mainz" Anfrage.

Kritik an der Bewilligungspraxis von Rehabilitationen üben auch Gesundheitspolitiker der CDU. Im einflussreichen Fachausschuss Gesundheit und Pflege haben sie dazu einen Beschluss gefasst. "Wir wollen, dass also derjenige, der von der Reha profitiert, auch die Reha bezahlt und das ist in dem Fall die Pflegeversicherung", sagte der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel, der Mitglied des Gremiums ist, im "Report Mainz" Interview. Außerdem wolle der Fachausschuss das Antragsverfahren zur Reha ändern. Rüddel wörtlich: "Die Rolle der Hausärzte soll dadurch gestärkt werden, dass also der Hausarzt nicht mehr nur den Antrag stellt und dann der Patient Bittsteller bei der Kasse ist, sondern der Hausarzt löst konkret die Reha-Maßnahme aus."

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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