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Hautkrebsscreening: Vertrauliches Gutachten zeigt Erfolglosigkeit des Massenscreenings

Archivmeldung vom 16.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Heller Hautkrebs: Sklerodermiformes Basaliom (Morphea-Basaliom)[
Heller Hautkrebs: Sklerodermiformes Basaliom (Morphea-Basaliom)[

Foto: Kuebi
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Vorsorgeprogramm der Krankenkassen zur Früherkennung von Hautkrebs zeigt keine Wirkung. Das belegt das dem ARD-Politikmagazin KONTRASTE vorliegende erste Gutachten zum Hautkrebsscreening in Deutschland. Obwohl für jeden Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen seit 2008 alle zwei Jahre eine kostenlose Hautkrebsvorsorgeuntersuchung möglich ist, hat sich die Sterblichkeitsrate nicht verändert.

Das Gutachten wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen der Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen zu überprüfen. Jährlich nehmen ungefähr 8 Millionen Versicherte an dem Programm teil. Zwar wurden seit Einführung etwa 25% mehr Hautkrebs-Diagnosen gestellt, doch 50% der entdeckten Tumore sind sogenannte Krebsvorstufen, von denen unklar ist, ob sie die Betroffenen je gesundheitlich beeinträchtigt hätten.

"Viele Menschen werden dadurch unnötig mit einer Krebsdiagnose belastet.", kritisiert Professor Hans-Werner Hense, Leiter des Krebsregisters Münster. Als Begründung für die gleichbleibende Sterblichkeitsrate führt der international angesehene Dermatologe Prof. Reinhard Dummer vom Universitätsspital in Zürich an, dass gerade die schnell wachsenden und gefährlichen schwarzen Melanome durch die Früherkennung meist nicht gefunden werden. Es sei reiner Zufall, ob sie gerade beim Früherkennungstermin auftreten: "Die Melanome, die zum Tod führen, das sind meist dicke Melanome, und die verpassen wir immer noch trotz Früherkennungsprogrammen.".

Das Früherkennungsprogramm war 2008 auf Druck der Haut- und Hausärzte durchgesetzt worden. Für jedes Screening können die Ärzte rund 22 Euro pro Patient außerhalb des Budgets abrechnen. Die Kosten der Krankenkassen allein für die Vorsorgeuntersuchungen belaufen sich auf mindestens 130 Millionen Euro jährlich. Weitere Kosten entstehen durch Einzelverträge der Krankenkassen mit Ärzteverbänden.

Der Leiter des Instituts zur Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Prof. Jürgen Windeler, kritisiert gegenüber KONTRASTE, dass das Screening-Programm 2008 ohne Beleg für den Nutzen eingeführt wurde: "Deutschland ist das einzige Land der Welt, dass trotz völlig ungeklärter Beweislage das Hautkrebscreening eingeführt hatte."

Quelle: Kontraste (ots)

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