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Boehringer Ingelheim will umstrittenes Medikament weiter verkaufen

Archivmeldung vom 23.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG ist die Muttergesellschaft des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim, das 1885 von Albert Boehringer in Ingelheim am Rhein gegründet wurde. Heute ist Boehringer Ingelheim das zweitgrößte forschende Pharmaunternehmen in Deutschland und weltweit das größte, das sich noch ausschließlich in Familienbesitz befindet.
C. H. Boehringer Sohn AG & Co. KG ist die Muttergesellschaft des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim, das 1885 von Albert Boehringer in Ingelheim am Rhein gegründet wurde. Heute ist Boehringer Ingelheim das zweitgrößte forschende Pharmaunternehmen in Deutschland und weltweit das größte, das sich noch ausschließlich in Familienbesitz befindet.

Boehringer Ingelheim will das in Deutschland verbotene Präparat "Buscopan Composto" weiterhin in Entwicklungs- und Schwellenländern verkaufen. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" in seiner heutigen Ausgabe (23. Oktober, 21.45 Uhr im Ersten). Schmerzmittel, wie Buscopan Composto, wurden in Deutschland 1987 vom Bundesgesundheitsamt als "medizinisch nicht vertretbar" eingestuft und vom Markt genommen.

Grund dafür war, dass in der Kombination der Wirkstoffe ein erhöhtes Risiko für die Patienten liegt, bis hin zum tödlichen allergischen Schock. Die Pharmaindustrie klagte gegen den Entzug der Zulassung und verlor vor Gericht. 1990 widerrief das Bundesgesundheitsamt zur "Abwehr von Arzneimittelrisiken" dann endgültig und mit sofortiger Wirkung die Zulassung für "Metamizol-haltige Kombinationsarzneimittel" wie Buscopan Composto, das in Deutschland den Namen "Buscopan Compositium" trug.

Professor Peter Schönhöfer, der damals im Bundesgesundheitsamt die Abteilung "Arzneimittelverkehr" leitete und das Verbot ausarbeitete, erklärte im Interview mit "Report Mainz": "1981 haben wir erfasst: 55 Todesfälle allein durch Schock. Da aber in Erfassungssystemen spontaner Art nur 5 Prozent der tatsächlichen Ereignisse ankommen, müssen wir davon ausgehen, dass die Realität 20-mal größer war, dass es sich also ungefähr um 1.100 Fälle handelte." Metamizol-haltige Kombinationspräparate wie Buscopan Composto sind wegen der Risiken nach Angaben der Bundesärztekammer auch in den USA, Australien, Japan sowie in den meisten Ländern Europas verboten. Boehringer Ingelheim verkauft das Metamizol-haltige Mittel Buscopan Composto vor allem in Südamerika, unter anderem in Brasilien, Kolumbien und Costa Rica. In Brasilien beispielsweise ist Buscopan Composto rezeptfrei in Drogerien und Apotheken erhältlich. Nach eigenen Angaben erzielt Boehringer Ingelheim derzeit 11,1 Prozent seines Umsatzes in Brasilien mit Buscopan Composto. Der Gesamtumsatz des Konzerns lag 2011 bei fast 13,2 Milliarden Euro - vor allem im Ausland.

In einer Stellungnahme gegenüber "Report Mainz" schreibt das Pharmaunternehmen: "Das positive Nutzen-Risiko-Profil von Buscopan Composto spricht gegen eine Marktrücknahme." Der Konzern weiter: "Boehringer Ingelheim bietet nur Medikamente an, bei denen der Nutzen das mögliche Gesundheitsrisiko überwiegt. Wir nehmen jede Meldung über mögliche Nebenwirkungen sehr ernst." Das Bundesgesundheitsamt stellte dagegen 1990 in seiner Verbotsbegründung fest: "Die Nutzen-Risikoabwägung für die Kombinationspräparate stellt sich daher insgesamt als negativ heraus."

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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