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Zeitung: 240.000 Demenzkranke bekommen zu Unrecht Psychopharmaka

Archivmeldung vom 26.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Harry Hautumm / pixelio.de
Bild: Harry Hautumm / pixelio.de

In Deutschland muss jedes Jahr fast eine Viertelmillion Menschen Psychopharmaka schlucken, ohne dass damit wirksam Krankheiten behandelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berechnung des Zentrums für Sozialpolitik an der Universität Bremen für die in Berlin erscheinende "Welt am Sonntag". Demnach werden knapp 240.000 Demenzkranke in Heimen oder in ambulanter Pflege mit den verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt, um sie ruhigzustellen.

"In diesen Fällen werden die Medikamente nicht verschrieben, um die Leiden der Patienten zu lindern, sondern um Personal einzusparen und somit den Heimbetreibern höhere Gewinne zu bescheren", sagt der renommierte Bremer Sozialforscher Professor Gerd Glaeske, der die Berechnung angestellt hat. Die SPD-Bundestagsfraktion hält für das Phänomen der massenhaften Verschreibung die Bundesregierung für mitverantwortlich, die für die finanzielle Absicherung Demenzkranker bisher zu wenig getan habe.

"Weder Herr Rösler noch Herr Bahr haben auch nur einen Handschlag für die Dementen getan", kritisierte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach. Auch in seinem neuen Gesetzesentwurf für eine Reform der Pflegeversicherung sehe Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr "allenfalls ein kleines Almosen für die Dementen vor", so Lauterbach. Anstatt einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einzuführen und so den Demenzkranken spürbar mehr Ansprüche aus der Pflegeversicherung zuzusprechen, wie dies bereits unter der SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt während der rot-grünen Legislaturperiode geplant war, habe Bahr bisher lediglich eine neue Kommission eingesetzt.

Der Sozialverband VdK forderte, mehr Geld in die Pflege zu stecken. "Demenzkranke haben einen hohen Betreuungsbedarf, weil sie oft einen starken Bewegungsdrang und sogenannte Weglauftendenzen haben", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Auch müssten in den kommenden Jahren viele Pflegeheime umgebaut werden, um der steigenden Zahl an Demenzkranken gerecht zu werden. "All das ist aber nicht zum Nulltarif zu haben", so Mascher. Sie fordert einen Solidarausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung. Die jährlichen Milliardenüberschüsse in der privaten Pflegeversicherung könnten zur Finanzierung von Leistungen für Demenzkranke verwendet werden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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