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Weltweiter Handel mit Krebsgewebeproben des UKE

Archivmeldung vom 29.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Regierungs- und Oppositions-Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft fordern vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mehr Transparenz bei der Weitergabe von Gewebeproben. Anlass sind Recherchen des Radioprogramms NDR Info und von NDR Online zum Handel mit Geweben von Krebspatienten.

Proben werden ohne Wissen der Patienten weltweit über Dritte zum Kauf angeboten. Der Chefpathologe des UKE arbeitet gleichzeitig als Berater für den größten Kunden der Hamburger Klinik in diesem Bereich, eine Firma in den USA.

Die Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft Eva Gümbel (GAL) fordert "zum einen, dass die Patienten darüber Bescheid wissen, was mit ihren Geweben eventuell passieren kann im UKE. Und zum anderen, dass sowohl die UKE-Mitarbeiter als auch die Patienten wissen, in welchen anderen wirtschaftlichen Zusammenhängen die Ärzte stehen." Auch SPD und die Linksfraktion kündigten an, die Geschäfte des UKE mit Gewebeproben zu überprüfen. Dorothee Stapelfedt (SPD) sagte dem NDR, sie wolle vor allem wissen, ob und wie die Patienten informiert würden und inwiefern dies mit den gesetzlichen Bestimmungen übereinstimme. Kersten Artus (Linke) verlangte Klarheit über die Höhe der gezahlten Gelder. "Wenn Gewebeproben weiterverkauft werden, dann sollte das jeder wissen und auch was da gezahlt wird."

Nach den NDR-Recherchen werden im UKE Gewebeproben von Krebspatienten, die zur Diagnose entnommen werden, an andere Forschungseinrichtungen und Firmen weitergegeben. Die Pathologie bereitet sie vorher auf. Das Krankenhaus bekomme dafür eine Aufwandsentschädigung, teilte das UKE mit. Die UKE-Tochter ASN erzielte nach Klinikangaben mit den aufbereiteten Gewebeproben seit 2005 Umsätze in Höhe von knapp einer halben Million Euro.

Größter Kunde in diesem Bereich ist die US-Firma Tristar. Sie verkauft aufbereitete Gewebeproben weltweit. Darüber hinaus vermittelt Tristar Auftragsforschungen mit Krebsgeweben. Die Firma wirbt dabei mit ihrer engen Kooperation mit dem UKE. Der Chefpathologe des Hamburger Krankenhauses, Prof. Guido Sauter, ist als Berater für das US-Unternehmen tätig. Zur Höhe der Honorare wollten sich weder er noch die Firma äußern.

Laut UKE werden die Patienten nicht über diese Geschäfte informiert. Es gebe keine entsprechende Einwilligungserklärung, sie sei aber auch nicht nötig, sagte Sauter dem NDR. Das Hamburgische Krankenhausgesetz erlaube eine Weitergabe an Dritte, wenn die Gewebeproben vorher anonymisiert würden, so Sauter. Das UKE teilte mit, die Nutzung von Gewebeproben werde in einem rechtlich den Bestimmungen des Gesetzes entsprechenden Rahmen durchgeführt. Vorstandsmitglied Prof. Uwe Koch-Gromus sagte: "Das UKE unterstützt die Zusammenarbeit seiner Spitzenforscher mit anderen Forschungseinrichtungen und mit der Industrie." Das UKE hat die Nebentätigkeiten Sauters für Tristar und für drei weitere Firmen in der Schweiz genehmigt.

Der Leiter des EU-Projektes "Tiss.EU" zum Umgang mit menschlichem Gewebe, der Medizinethiker Christian Lenk von der Universität Göttingen, fordert mehr Transparenz: "Es darf natürlich nicht der Eindruck entstehen, dass sich die Ärzte irgendwie an der Krankheit ihrer Patienten bereichern könnten." Deshalb sollten die Betroffenen darüber informiert werden, was genau mit ihrem Gewebe passiere, sagte Lenk dem NDR.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk

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