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Palliativmediziner kritisiert Therapiepraxis bei Sterbenskranken

Archivmeldung vom 18.01.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Palliativmediziner Matthias Thöns hat die Therapiepraxis bei Sterbenskranken kritisiert. Die medizinische Überversorgung von Patienten am Lebensende werde "zu einer ans Kriminelle grenzenden Fachrichtung" gemacht, sagte Thöns der Wochenzeitung "Die Zeit". Menschen würden mit "sündhaft teuren, äußerst belastenden Therapien gequält, oft sogar gegen ihren Willen".

So manche medizinische Versorgung nütze Sterbenskranken nicht, sondern schade sogar. In einer Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gaben kürzlich siebzig Prozent der befragten Ärzte an, dass sie sich mehrmals pro Woche mit dem Problem der Überversorgung konfrontiert sehen. Als Ursache nannten sie neben der Sorge vor Behandlungsfehlern "die Erzielung zusätzlicher Erlöse".

Viele Krebspatienten bekämen extrem teure Präparate, die ihnen nicht helfen. Ärzte würden Operationen durchführen, die das Siechtum nur verlängern. Todkranke würden bestrahlt, beatmet oder künstlich ernährt, ohne dass sich dadurch ihre Lebensqualität verbessere. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bestreitet das Problem der Übertherapie gegenüber der Zeitung nicht.

Er sei jedoch überzeugt, dass der Gesetzgeber kurzfristig wenig tun könne. "Die Frage, welche Behandlungen Ärzte am Lebensende sinnvoll finden, ist eher eine kulturelle als eine, die mit finanziellen Interessen zu tun hat", sagte er der Zeitung. Trotzdem will er sich im Februar mit dem Palliativmediziner Thöns zum Meinungsaustausch treffen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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