Brüssel will Register für Implantate
Archivmeldung vom 03.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem Skandal um Brustimplantate will EU-Gesundheitskommissar John Dalli ein zentrales Register für Medizinprodukte durchsetzen. Patienten müssten genau wissen, welches Produkt in ihrem Körper steckt, sagte Dalli der taz-Wochenendausgabe. Herstellername, Baujahr und Chargennummer müssten verzeichnet sein - egal, ob es sich um ein Silikonkissen oder eine künstliche Hüfte handele.
Die französische Firma Poly Implant Prothèse (PIP) verwendete für Brustkissen statt medizinischen Silikons billiges Industriesilikon, das reißen kann. Frankreich, Deutschland und andere Länder hatten Frauen empfohlen, sich PIP-Implantate entfernen zu lassen.
"Es hat mich schockiert, als ich erfahren habe, was da in Frankreich passiert ist. Es ist ein Verbrechen an unschuldigen Frauen", sagte Dalli der taz.
Ein derartiges Register gibt es für Autoteile längst. Im Fall von Mängeln erleichtert es systematische Rückrufaktionen. Für Implantate oder Prothesen empfiehlt die bisherige EU-Richtlinie aber lediglich ein Verzeichnis. Vielen Mitgliedsländern war der Aufwand bislang zu hoch. "Jetzt sehen wir, was wir davon haben", sagte Dalli. "In Dänemark gab es nur 60 PIP-Implantate, aber 1.700 Frauen wissen bis heute nicht, ob sie davon betroffen sind, weil es keine Aufzeichnungen darüber gibt."
Quelle: taz - die tageszeitung (ots)