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Krankenstand wie vor zehn Jahren, aber 40 Prozent mehr psychische Störungen

Archivmeldung vom 28.05.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.05.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rainer Sturm / PIXELIO
Bild: Rainer Sturm / PIXELIO

Obwohl der Krankenstand mittlerweile mit 3,3 Prozent wieder das Niveau von vor zehn Jahren erreicht hat, haben die psychisch bedingten Krankschreibungen bei Deutschlands Erwerbspersonen im selben Zeitraum um fast 40 Prozent zugenommen. Dies geht aus dem Gesundheitsreport hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) gestern in Berlin vorgestellt hat.

Erstmals hat die Krankenkasse dabei nicht nur die Daten zu Krankschreibungen und Arzneiverordnungen des vergangenen Jahres analysiert, sondern die Entwicklungen einer ganzen Dekade betrachtet.

Hauptursachen für Fehlzeiten der Beschäftigten und Arbeitslosen in Deutschland sind danach neben Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zunehmend psychische Störungen. Von den gut zwölf Tagen, die jeder im letzten Jahr krankgeschrieben war, waren 1,6 Tage psychisch bedingt.

Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes: "Die Arbeitswelt hat sich in diesen zehn Jahren deutlich gewandelt. Immer mehr Beschäftigungsverhältnisse sind befristet, dank moderner Kommunikationsmittel sind wir mittlerweile rund um die Uhr und nahezu überall erreichbar. Das geht an den Menschen nicht spurlos vorbei." Klusen bezeichnete die heutige Arbeitswelt als "Pop up-Gesellschaft", in der der Arbeitsrhythmus immer seltener selbstbestimmt ist. Immer häufiger würden der Computerbildschirm und die darauf erscheinenden Pop up-Fenster über neue Posteingänge, Kurznachrichten und Ähnliches Arbeitsabläufe diktieren.

Beunruhigend ist laut TK auch das enorme Volumen der verordneten Antidepressiva, das sich innerhalb der letzten zehn Jahre bei Frauen nahezu verdoppelt hat. Bei Männern liegt der Zuwachs sogar bei fast 120 Prozent. Auffällig ist zudem, dass arbeitslose Frauen doppelt so viele Antidepressiva erhalten wie berufstätige Frauen. Arbeitslose Männer liegen sogar um 200 Prozent über dem Volumen der Berufstätigen. Dr. Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover (ISEG), der die Daten für die TK ausgewertet hat: "Arbeitslose sind von nahezu allen Diagnosen häufiger betroffen als jede andere Gruppe. Besonders groß ist die Schere jedoch bei den psychischen Störungen."

Die hohen psychisch bedingten Fehlzeiten entstehen aber nicht nur durch eine steigende Anzahl von Krankheitsfällen, sondern in erster Linie durch die sehr lange Krankheitsdauer. Dies zeigen auch die Daten zum Krankengeld, auf das Erwerbspersonen Anspruch haben, die länger als sechs Wochen krankgeschrieben sind. In den ersten Jahren dieser Dekade war der Krankengeldbezug noch rückläufig. 2004 machten die mit Krankengeld verbundenen Fehlzeiten gut 26 Prozent der Gesamtfehlzeit aus und ein durchschnittlicher Krankgeldanspruch dauerte 84 Tage. Seit der Einführung der Hartz-Gesetzgebung ist der Anteil der mit Krankengeld verbundenen Arbeitsunfähigkeiten auf fast 30 Prozent gestiegen und jeder Anspruch dauert im Durchschnitt fast 100 Tage.

"Viel wurde in den letzten Jahren über den Zusammenhang von Konjunktur und Krankenstand diskutiert. Die Zehn-Jahresbetrachtung des TK-Gesundheitsreports zeigt, dass sehr viele verschiedene Ereignisse - Arzneimittelskandale, Gesetzesänderungen und Arbeitsmarktreformen - die Fehlzeiten auf verschiedenste Weise beeinflussen", erklärte Klusen. Die auffälligsten Veränderungen bei den Gesundheitsdaten zeigen sich nach Einführung der Hartz-Gesetze ab 2005. "Das zeigt, dass auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen deutliche Auswirkungen auf das Gesundheitswesen haben. Gesundheitspolitik ist also weit mehr als das Entwickeln von Sparmaßnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung", so der TK-Vorstand.

Quelle: Techniker Krankenkasse (TK)

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