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Ein Verein kämpft gegen Sollbruchstellen - wenn der Gerätetod geplant ist

Archivmeldung vom 15.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Smartphone
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Foto: Kārlis Dambrāns - FlickreviewR
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Hersteller gestalten Geräte oftmals so, dass diese kurz nach Ablauf der Garantie kaputtgehen. Gegen diesen Mechanismus, der sich geplante Obsoleszenz nennt, geht der Verein „Murks? Nein danke!“ seit Jahren vehement vor. Das Bewusstsein für das Problem hat der Verein bereits geschaffen, aber es fehlen noch einige wichtige Player. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "Wenn das Gerät, das ja eigentlich gar nicht so alt war, schon wieder kaputt ist und wenn dann noch die Garantie vor kurzem abgelaufen ist, dann spricht man von geplanter Obsoleszenz. Kritiker solcher kurzlebigen Produkte betonen, dass sich wesentlich langlebigere Produkte herstellen lassen und vermuten, dass die Hersteller in den Geräten mit voller Absicht Sollbruchstellen schaffen.

„Die geplante Obsoleszenz beschreibt die Vorfälle, die durch betriebliche Entscheidungen eine Kurzlebigkeit von Konsumgütern verursachen, die unter sonst gleichen Bedingungen deutlich länger hätten funktionieren können“, erklärt Stefan Schridde, Diplom-Betriebswirt und Vorstand des Vereins „Murks? Nein danke!“, den Mechanismus gegenüber SNA-News.

Da geht es darum, wie Hersteller Produkte so bauen, dass wir zum schnellen Neukauf gebracht werden sollen.“

Langlebige Produkte – weiniger Ressourcen

Ein Problem an der geplanten Obsoleszenz ist, dass sie eine Entwicklung verschärft, die der Menschheit ohnehin zu schaffen gibt: Ressourcen. Diese sind nicht unerschöpflich und werden auch nicht gerecht verteilt. Schridde verdeutlicht das Problem am Kupfer: Durch Recycling könne gerade einmal die Hälfte des Kupfers aus einem Gerät zurückgewonnen werden, die andere Hälfte muss aus einem Berg gefördert werden. Wenn die Hersteller auf langlebige Produkte setzen würden, müssten auch weniger Ressourcen in Anspruch genommen werden.

Bei der Gewinnung von Ressourcen gilt zudem, dass diese oft mit Umweltzerstörung und -verschmutzung einhergeht. Für seltene Erden müssten etwa oft Wälder abgeholzt und dann Blausäure eingesetzt werden, um diese zu gewinnen. Diese aber schadet der Umwelt langfristig.

Unnötige Ausgaben

Neben der Ressourcenverschwendung und Umweltschädigung gibt es ferner eine weitere Verschwendung, die den Verbraucher direkter betrifft: unnötige Ausgaben. „Wir haben Studien veröffentlicht, in denen wir einmal ausgerechnet haben, was auf der Hand des Konsumenten liegen bleiben würde, wenn die Dinge länger halten“, bemerkt Schridde. „Allein in Deutschland würden bei Dingen, die etwa dreißig Jahre lang halten, 100 Milliarden Euro auf der Hand liegen bleiben. Und dieses Erzeugen von Konsumgütern mit dreifacher Haltbarkeit würde den Hersteller noch nicht einmal mehr kosten, weil es immer nur um eine ganz kleine Sache geht, wo er ein bisschen Geld reinstecken müsste.“

Die Kunst für die Unternehmer bestehe darin, immer neue Felder zu erobern, wenn der Markt gesättigt wird, denn: „Haltbarkeit setzt Geld frei, dieses Geld erzeugt neue Märkte. Eine Kaffeemaschine, die länger hält, brauche ich nicht wieder zu kaufen, dann kann ich mir für das Geld etwas anderes kaufen. Für Unternehmen heißt das: Wenn sie langlebige Produkte herstellen, dann müssen sie innovativ überlegen, wie sie an das freigesetzte Geld rankommen wollen“, so Schridde.

Neue Arbeitsplätze

Einen solchen Weg habe Miele in den 60er- und 70er-Jahren beschritten, als es neben Waschmaschinen begann, auch Fahrräder und Motorräder zu entwickeln. Aber neben der Erzeugung anderer Gebrauchsgegenstände entstehen auch Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich: Service, Reparatur, Pflege und Wartung. Und natürlich kann das Geld auch gänzlich anderen Zwecken dienen wie der Yogastunde oder dem Geigenunterricht.

„Murks? Nein danke!“ habe in den letzten Jahren vor allem eine breite öffentliche Debatte hervorgebracht, in die immer mehr Menschen, Organisationen und Länder eingestiegen sind, „weil sie erkannt haben: Es gibt geplante Obsoleszenz, sie lässt sich darstellen, und man hat heute quasi ein großes Netzwerk an unterschiedlichen Aktiven, die auf ihre Beendigung hinwirken“, so der Vorsitzende des Vereins.

„Konsum geht auch ohne Geld“

Nun will der Verein ein Umdenken in der Konsumentenhaltung fördern: „Wir fangen an, Hochschulgruppen aufzubauen, Stadtgruppen wollen wir aufbauen. Wir bauen jetzt selber eine Konsumakademie auf, um das neue Denken ‚Konsum geht auch ohne Geld‘ zu unterstützen und auch für neue Berufe zu sorgen, damit das Geld in Dienstleistungen der Menschen fließt, die uns helfen, den Konsum neu auszurichten“, skizziert Schridde den Plan für die Jahre.

Schridde bemängelt aber auch, dass sich bislang wichtige Spieler auf dem Feld noch nicht für das Thema geöffnet haben: „Zu bedauern ist, dass sich nach wie vor die Verbraucherschutzzentralen und Stiftung Warentest nicht wirklich diesem Thema stellen. Sie haben an der Diskussion teilgenommen. Aber obwohl es leicht möglich ist, bei Produkten schon durch Anschauen zu erkennen, wo Schwachstellen sind, werden solche Überprüfungen in Testergebnissen noch nicht berücksichtigt.“ Auch vonseiten der Unternehmen und Politiker könne mehr geschehen.

Auf der Webseite des Vereins können Produkte, die nach dem Schema der geplanten Obsoleszenz gefertigt sind, gemeldet werden. Zudem kann sich der Nutzer für verschiedene Geräte im „Murksbarometer“ einen Wert anzeigen lassen, der geplante Obsoleszenz erfassen soll."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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