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Lausitzer Rundschau: Militarisierung oder Normalität

Archivmeldung vom 07.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist Quatsch, der Bundesregierung wegen der Tapferkeitsmedaillen, die die Form des Eisernen Kreuzes haben, zu unterstellen, sie stapfe gedankenlos in die Fußstapfen Hitlers.

Der hat viel missbraucht und mit seinem Hakenkreuz versehen, auch dieses von Karl Friedrich Schinkel während der preußischen Befreiungskriege gegen Napoleon entworfene militärische Zeichen. Das Preußen-Symbol prägt sämtliche Schiffe und Flugzeuge der Bundeswehr. Warum sollte es dann nicht an der Brust von Soldaten hängen, die ihren Kameraden unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben? Die schleichende Militarisierung findet nicht mit Ordensverleihungen statt, sondern ganz praktisch in Afghanistan. Und sie ist begleitet von Lügen, vor allem Selbstlügen. In der Bundesregierung wie im Bundestag ist die Einsicht stark, dass Deutschland Teil der internationalen Gemeinschaft und der westlichen Wertegemeinschaft ist, und dass man sich engagieren muss in der Welt. Zur Not auch mit militärischen Mitteln. Aber im Volk steht die Heimatfront nicht, wie die Umfragen zeigen. Die Deutschen wollen eine Bundeswehr, die bei Flutkatas8trophen hilft oder in Entwicklungsländern Brücken baut. Sie wollen nicht, das geschossen und gestorben wird. Sie sind in den asymetrischen Kriegen des 21..Jahrhundert, wie er typischerweise gerade in Afghanistan geführt wird, das schwächste Glied in der Kette. Das hat historische Gründe. Künftig wird noch ein weiterer hinzukommen, auf den Militärforscher seit Langem hinweisen: der Geburtenmangel. Uns ist das Leben der wenigen jungen Männer, die wir haben, wesentlich wertvoller, als den Herren der Privatarmeen zerfallender Staaten, die unsere Sicherheit bedrohen und Menschen bedenkenlos opfern. Und diese Tendenz wird zunehmen. Irgendwann stellt sich die Frage, ob eine überalterte Gesellschaft willens ist, sich zu verteidigen - und wie. Zuerst durch gesellschaftliche Akzeptanz. Deutsche Soldaten sind seit zehn Jahren im Auslandseinsatz. Eine breite Debatte darüber aber ist nie geführt, eine Zustimmung nie eingeholt worden. Es geht um unsere Rolle in der Welt. Schauen wir nur zu? Überlassen wir anderen die Drecksarbeit? Haben wir Alternativen zum militärischen Einsatz? Hilft mehr Prävention, mehr Entwicklungsgeld? Über all diese Fragen muss man streiten, gerade im Wahlkampf. Um all das muss die Politik endlich offen argumentieren. Angela Merkel und Verteidigungsminister Franz Josef Jung versuchen die Lücke zwischen ihnen und dem Volk mit Symbolik zu stopfen, vom Ehrenmal für gefalle Soldaten über öffentliche Gelöbnisse vor dem Reichstagsgebäude bis eben zur gestrigen Verleihung der Tapferkeitsmedaillen. Diese Gesten sind löblich, denn sie erweisen der demokratischen Bundeswehr und ihren Soldaten Respekt. So unvermittelt aber wie sie daherkommen, wirken sie wie Durchhalteappelle. Das reicht nicht.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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