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Börsen-Zeitung: Inflation bestimmt die Agenda

Archivmeldung vom 07.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die anziehende Teuerung wird immer mehr zum beherrschenden Thema an den Kapitalmärkten. Dass sich hier ein potenziell sehr gefährliches Problem zusammenbraut, hat zuletzt die Europäische Zentralbank (EZB) den Marktakteuren überdeutlich vor Augen geführt.

Von einer Leitzinssenkung im Euroraum ist schon lange keine Rede mehr. Die Verlautbarungen der Notenbank haben den Experten jedoch die Sprache verschlagen. Eine Leitzinserhöhung, die von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet angedeutet wurde, und zwar bereits für den nächsten Monat, hat bislang kaum jemand auf der Rechnung gehabt.

Allerdings wird niemand behaupten können, dass die Ankündigung nicht nachvollziehbar ist. Denn ungeachtet aller konjunkturellen Schwächesignale zeigen die Inflationsindikatoren derzeit nach wie vor nach oben. Fast wie von der EZB bestellt, hat der Ölpreis am Freitag seine Schwäche abgelegt und um mehr als 5 Dollar zugelegt. Die Notenbank muss ihre Glaubwürdigkeit wahren und kann es sich nicht erlauben, bei weiter stark anziehenden Energie- und Nahrungsmittelpreisen mit all den potenziellen Folgen in Form von Zweitrundeneffekten tatenlos zuzuschauen. Der Aufstand der Milchbauern illustriert die Dynamik. Die drastisch gestiegenen Preise für Energie und Tierfutter haben vor allem die kleineren Betriebe in eine existenzbedrohende Lage gebracht. Als Folge ihres Aufstands müssen nun die Konsumenten höhere Preise für Milchprodukte zahlen, was ein weiterer Schlag insbesondere für die Bezieher kleinerer Einkommen ist. Es ist daher absehbar, dass sich die Bereitschaft, sich mit moderaten Tarifabschlüssen abzufinden, in Grenzen halten wird, wenn sich die Lebenshaltungskosten weiterhin stark erhöhen.

Ob der Ankündigung auch die Tat folgen wird - die meisten Experten erwarten dies jetzt -, wird nicht zuletzt von den Inflationsdaten abhängen. Es kann daher erwartet werden, dass sich ihr Einfluss auf die Kursbildung an den Kapitalmärkten weiter verstärken wird. Insofern hat es der Datenkalender der nächsten Tage in sich. Am Mittwoch werden die Verbraucherpreiszahlen aus Frankreich und Spanien vom Mai veröffentlicht; die Zahlen aus Deutschland schließen sich am Freitag an. Auch außerhalb Europas werden wichtige Inflationskennzahlen veröffentlicht. Am Donnerstag legt China Zahlen vor, gefolgt am Freitag von den USA. Zudem werden die Akteure mit großem Interesse den "Beige Book" genannten Konjunkturbericht der Fed (Mittwoch) und den Monatsbericht der EZB (Donnerstag) nach Hinweisen auf Zinsabsichten durchforsten.

Entlastung von der Inflationsseite ist vorerst nicht zu erwarten, so dass sich die Anleihemärkte in nächster Zeit weiterem Druck ausgesetzt sehen dürften. Allerdings sind auch die Aussichten für die Aktienmärkte in der nächsten Zeit nicht allzu gut. Denn neben dem eingetrübten Inflations- und Zinsausblick kommt für Dividendentitel noch hinzu, dass sich die nun rund ein Jahr alte Finanzkrise wieder verstärkt bemerkbar macht. Die Hoffnungen, dass die Krise weitgehend ausgestanden sein könnte, haben jedenfalls wieder einen empfindlichen Dämpfer erhalten.

So hat zuletzt u.a. der Baufinanzierer Bradford&Bingley mit einer Gewinnwarnung und einem kräftig reduzierten Bezugspreis für seine geplante Kapitalerhöhung geschockt. Rund 8% Tagesverlust kostete kürzlich dann Crédit Agricole die Bekanntgabe eines ebenfalls deutlich nach unten überraschenden Bezugspreises. Dieses Thema wird in den kommenden Monaten weiterhin für Unruhe sorgen. Große Institute haben zuletzt vorausgesagt, dass weitere milliardenschwere Wertberichtigungen zu erwarten sind und sich außerdem der Preisverfall am amerikanischen Immobilienmarkt fortsetzen wird. Damit dürften die Risiken für die Aktienmärkte vorerst weiterhin die Chancen überwiegen.

Jedoch dürfen die stützenden Faktoren nicht aus den Augen verloren werden. Die Bewertung der Aktienmärkte ist relativ moderat, der Boom in den Schwellenländern wird etwas abgebremst, geht jedoch nicht dem Ende entgegen. Weiter nachgebende Notierungen werden daher Einstiegsgelegenheiten schaffen, auf die es sich vorzubereiten gilt.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christopher Kalbhenn)

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